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Wien - Die Zeiten für Aktienbesitzer bleiben hart. Die Finanzmärkte befänden sich derzeit in einer Phase der "Orientierungslosigkeit", bis Jahresende werde sich die Stimmung an den internationalen Börsen jedenfalls nicht verbessern, sagte Peter Brezinschek, Chefanalyst der Raiffeisen Zentralbank (RZB). Die Kursverluste könnten in den nächsten Wochen sogar noch weitergehen. Dennoch sei die Stimmung an den Finanzmärkten schlechter als die Wirtschaftszahlen, eine Rezession nicht absehbar. Für das erste Halbjahr 2003 ist die RZB sogar "vorsichtig optimistisch". In den USA erwarte man ein "bescheidenes Wachstum" von 2,3 Prozent, für die Eurozone 1,75 Prozent. Wachstumsbringer sollten vor allem die dringend benötigten Ersatzinvestitionen und der Dienstleistungsbereich sein. "Damoklesschwert" Die Unterbewertung der Aktien sei durch mehrere Faktoren gerechtfertigt, sagte Helge Rechberger, Leiter der RZB-Aktienmarktanalyse. Dazu zähle vor allem das "Säbelrasseln" der USA gegenüber dem Irak. Eine mögliche Militäraktion hänge "wie ein Damoklesschwert" über den Märkten. Man hoffe auf eine kurze Operation, die eine rasche Normalisierung des Ölpreises ermögliche. Ein weiterer Faktor sei der Vertrauensverlust der Anleger durch Bilanzbetrügereien und "fragwürdige Praktiken einiger Investmentbanken bei Börsengängen". In den nächsten drei Monaten habe "Kapitalerhaltung absolute Priorität", so Brezinschek, daher hätten auch die Branchenempfehlungen der RZB zunächst "defensiven Charakter". Vor allem die Branchen Energie und Spiele-Software würden "positiv herausragen". Der Energiesektor profitiere von den durch die Spannungen im Nahen Osten ausgelösten höheren Ölpreisen, außerdem seien einige europäische Ölkonzerne recht attraktiv bewertet. Hoffen auf Telekom Auch am Telekommunikationssektor ließen Restrukturierungen und beginnende Marktbereinigungen auf ein baldiges Ende des Abwärtstrends hoffen. Weiter die Finger lassen sollten Anleger dagegen laut RZB von Technologie- und Finanzaktien. Der Euro sollte laut RZB-Prognose im vierten Quartal die Dollarparität übersteigen. Am Jahresende rechnet Brezinschek mit einem Niveau von 1,03 Dollar je Euro. (zwi, DER STANDARD, Printausgabe 3.10.2002)