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Leopold Figl

Foto: Archiv

Wien – Am 2. Oktober jährt sich zum 100. Mal der Geburtstag von Leopold Figl, einem der Mitgründer der Zweiten Republik.

Der ÖVP-Politiker hat das Amt des Bundeskanzlers am 20. Dezember 1945 von Staatskanzler Karl Renner übernommen. In den fünfziger Jahren war er als Außenminister maßgeblich am Zustandekommen des Staatsvertrages beteiligt. Sein Ausspruch "Österreich ist frei" anlässlich der Unterzeichnung des Staatsvertrages am 15. Mai 1955 im Wiener Belvedere ist legendär. 1965 starb Figl im Alter von 62 Jahren. Figl zählte in den Jahren des nationalsozialistischen Machtausbaus zu den schärfsten Gegnern des Anschlusses Österreichs an das Deutsche Reich. Im Zuge seiner Bemühungen, die "Gleichschaltung" zu verhindern, schloss er sich einer antinationalsozialistischen Untergrundorganisation an. Am 12. März 1938 wurde Figl verhaftet. Zusammen mit führenden Politikern des Schuschnigg-Regimes.

Ein österreichisches Symbol des 20. Jahrhunderts

Der Historiker und Figl-Experte Univ.Prof. Ernst Bruckmüller bezeichnete Figl als österreichisches Symbol des 20. Jahrhunderts und als zentrale Figur des Österreich-Bewusstseins der Zweiten Republik. In einer Umfrage, in der die Österreicher gefragt wurden, auf wen sie stolz seien, wird Figl nach Wolfgang Amadeus Mozart bereits an zweiter Stelle genannt. "Mit seiner Zuneigung, seiner Offenheit und seiner Herzlichkeit hat sich Figl in die Herzen der Österreicher eingeschrieben", so Bruckmüller. Der Historiker skizzierte auch den Werdegang Figls – von seiner Gymnasialzeit in St.Pölten über seine Zeit in der Turnerschaft und in der CV-Verbindung "Norica" bis zu seinem Aufstieg an die Spitze des Bauernbundes sowie über die Verbindung zu wichtigen Freunden und Weggefährten wie Josef Reither und Julius Raab. Für Bruckmüller gehört Figl auf jeden Fall zu den Begründern des Österreich-Bewusstseins, ohne das Österreich nicht existieren könnte.

Leben

Leopold Figl wurde am 2. 10. 1902 in Rust im Tullnerfeld in Niederösterreich geboren und starb am 9. 5. 1965 Wien. Der Agraringenieur und ÖVP Politiker war von 1934-38 Direktor des Nö. Bauernbundes. 1938-43 verbrachte er im KZ Dachau und war 1944/45 im KZ Mauthausen inhaftiert.

1945 wurde Figl Mitbegründer und 1945-52 Bundesparteiobmann der Österreichischen Volkspartei. 1945 wurde Figl Landeshauptmann von Niederösterreich und und Staatssekr. der Prov. Regierung Renner. Von 1945-53 bekleidete Figl das Amt des Bundeskanzlers. Als Minister für Äußeres unterzeichnete er 1955 den Staatsvertrag.

Feierstunde im Parlament

Über alle Parteigrenzen hinweg wurde am Dienstag in einer Feierstunde im Parlament von den Spitzen der Republik des Mitbegründers der Zweiten Republik, Leopold Figl, gedacht. Figls Geburtstag jährt sich heute zum 100. Mal. Der SPÖ-Nationalratspräsident Heinz Fischer bezeichnete in seiner Laudatio den ÖVP-Politiker Figl als "einen großen Bundeskanzler, einen großen Politiker und einen großen Menschen. Allen politischen Lagern in Österreich fällt es leicht, ein Wort des Dankes und der Zuneigung an Leopold Figl auszusprechen."

Bereits vor der Veranstaltung im Parlament wurde im Bundeskanzleramt eine Ausstellung über Leopold Figl eröffnet, an der auch eine Schulklasse aus dem Tullnerfeld, der Heimat Figls, teilnahm. Kanzler Schüssel überreichte der Tochter Figls, Anneliese Figl, eine Album mit Fotos von einer Weihnachtsfeier 1945 im damals großteils noch zerstörten Bundeskanzleramt. Die Fotos wurden erst kürzlich in einer Schreibtischlade im Kanzleramt gefunden. Bei dieser Weihnachtsfeier soll Figl die berühmten Worte "Glaubt an dieses Österreich" gesprochen haben. (APA)