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Foto: APA/Tony Ranze

In einem Interview mit der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit" erläutert Microsoft-Chef Steve Ballmer die .NET-Strategie des Software-Konzerns und gibt Antworten auf zukünftige Entwicklungen. Auch die Meinung über das Konkurrenz-Betriebssystem Linux hat sich bei Ballmer nicht geändert: "Windows ist immer noch billiger als Linux."

Auch die Ehefrau muss zufrieden sein

Auf die Frage, was .NET sei, antwortete Steve Ballmer mit einem Beispiel. Demnach führt Frau Ballmer den Familienkalender im Internet, er seinen am Büro-Computer. "Sie glaubt, dass es meine wichtigste Aufgabe ist, pünktlich nach Hause zu kommen. Ich muss also dafür sorgen, dass unsere Kalender immer übereinstimmen", verrät Ballmer. Und: .NET sei die Sammlung von Techniken, mit denen man Softwareanwendungen bauen kann, die genau das ermöglichen soll. Auch Unternehmen, die über ein Netz von Zuliefer-Firmen verfügen, sollen von .NET profitieren, so Ballmer. Die Microsoft-Innovation soll es ermöglichen, dass unterschiedliche Computersysteme miteinander kommunizieren können.

Weitere Marktbeherrschung oder offener Standard?

.NET sorgt schon vor seiner tatsächlichen Veröffentlichung für einige Diskussionen. So werfen Kritiker dem Software-Konzern vor, mit diesem Standard seine Rolle als Marktdominator weiter zu verstärken und so die Konkurrenz aus dem Geschäft zu drängen. Diese Vorwürfe sind laut Ballmer leicht zu widerlegen, da ".NET auf offenen Industriestandards basiert". Microsoft stellt im Rahmen seiner .NET-Initiative "unser intellektuelles Eigentum kostenlos zur Verfügung", so Ballmer weiter. "Aber natürlich wollen wir auch Kunden gewinnen".

Ballmer kündigt im Interview an, dass Microsoft auch in Punkto Benutzerfreundlichkeit und Unkompliziertheit seine Betriebssysteme weiterhin verbessern werde. Im Vergleich zu Autos oder Handys haben PC-Anwender noch immer mit Hürden zu kämpfen. Laut Ballmer lässt sich eine spürbare Veränderung bereits bei Windows XP erkennen, "aber noch nicht so gut, wie die Leute es erwarten".

"Longhorn - long time"

Bis das kommende Windows-Betriebssystem, Codename Longhorn, erscheinen wird, vergeht laut Ballmer noch einige Zeit: "Longhorn - long time". Zwar macht der Microsoft-Chef keine genauen Detailangaben, verrät aber, dass es sich dabei um eine voll auf .NET-basierende erste Client-Version von Windows handeln werde.

Der sichere PC

Der hundertprozent-sichere PC werde auch in den nächsten Jahren nicht erhältlich sein, Microsoft setze nicht nur auf Sicherheit, sondern auch auf "Vertrauenswürdigkeit", meint Ballmer und bestätigt, dass fieberhaft in diesem Bereich geforscht werde. Unter dem Codenamen "Palladium" versucht der Softwarekonzern derzeit die Anliegen der Industrie - Sicherung der digitalen Inhalte - mit den Wünschen der Anwender  - Schutz vor unberechtigtem Eingriff in die Privatsphäre -, zu verbinden.

Zu Linux

Auf die Frage nach seiner Meinung zur Entscheidung der deutschen Bundesregierung in Zukunft verstärkt Linux einzusetzen, meint Ballmer, dass Microsoft weiterhin Überzeugungsarbeit leisten müsse, um die Kunden von den Windows-Produkten als "die beste Lösung" zu überzeugen. "Obwohl Linux kostenlos ist, spart man mit Windows immer noch gegenüber den Kosten einer Linux-Installation", so der Microsoft-Chef gegenüber der "Zeit". Um bei den Computerfreaks das "Image des Bösen" abzulegen, wird Microsoft "noch viel tun müssen, um die Herzen der Computerfreaks zurückzuerobern", so Ballmer. (red)