Irak
<b>Pressestimmen:</b> Hoffnung und Zweifel
Nach Einigung in Wien: "Il Messaggero": Man denkt an die Kosten - "Iswestija": Die USA spielen im Irak-Konflikt auf Zeit
Rom/Moskau/Genf - Internationale Zeitungen sehen am
Mittwoch in der Einigung von UNO und Irak auf eine Rückkehr der
Waffenkontrollore einen Hoffnungsschimmer, zweifeln aber daran, ob
der Kompromiss den USA ausreichend erscheinen wird."Il Messaggero" (Rom):
"Aber hinter den offiziellen Erklärungen wird bereits deutlich,
dass US-Präsident George Bush zu Kompromissen bereit ist, nicht
zuletzt angesichts dessen, was in Wien geschehen ist. Die Zeit wird
knapp, in Washington wie bei der UNO, und es wird Zeit, zu einer
Lösung zu kommen: Bis Ende der Woche dürfte Bush das Grüne Licht aus
dem Kongress in der Tasche haben, aber voraussichtlich dürfte es
darauf beschränkt sein, Saddam Hussein zu entwaffnen, nicht jedoch
ihn politisch oder physisch zu vernichten. ... Während die Umfragen
in den USA die Popularität Bushs und seiner Kriegspolitik gegenüber
dem Irak noch bestätigen, nehmen die Zweifel zu. In einem Ausmaß, das
proportional zu den vermutlichen Kosten steht."
"La Repubblica" (Rom):
"Nach Meinung George Bushs ist eine Rückkehr der UN-Inspektoren
gemäß den Vereinbarungen der Vergangenheit nicht ausreichend, um
Saddam Hussein zu entwaffnen und birgt daher die Gefahr, militärische
Aktionen nur zu verschleppen. ... Die amerikanische Verhärtung in der
Frage der Inspektoren bedeutet zugleich eine Eskalation in der
Offensive gegen Bagdad. ... Aber Russland, China und Frankreich
widersetzen sich weiterhin einer solchen harten Resolution und vor
allem der "Philosophie" des amerikanischen Entwurfs. Sie wollen (dem
Leiter der UNO-Kontrollkommission für den Irak, Hans) Blix und seinen
Inspektoren eine "Chance" geben. Und sie wollen Verteidigungsminister
Donald Rumsfeld und seinem General (Tommy) Franks keinen
Blanko-Scheck ausstellen."
"Iswestija" (Moskau):
"Die USA würden auch ohne Zustimmung der Vereinten Nationen
handeln. Die Spielchen um eine Wiederaufnahme der Waffeninspektionen
gab es nur, weil die USA noch nicht bereit sind zu einem
Militärschlag gegen den Irak. Mit der Anwesenheit der
Waffeninspektoren im Land bekommt der Irak im entscheidenden Moment
ein paar Tage Vorlauf. Ein überstürzter Abzug der Beobachter gäbe
Bagdad das Signal, dass die USA mit einem Angriff beginnen. Das
Regime in Bagdad braucht die Bewegungsfreiheit der Waffeninspektoren
im Land nicht zu fürchten. Die chemische und biologische
Waffenproduktion ist mobil und lässt sich, je nach den Plänen der
internationalen Beobachter, von einem Ort zum anderen verfrachten."
"Berner Zeitung":
"Der Irak behauptet, der wahre Zweck solcher Palastinspektionen
bestehe darin, dass die USA ihre Cruise Missiles metergenau
programmieren könnten. (US-Präsident George W.) Bush und
(Großbritanniens Premierminister Tony) Blair gehe es ja nicht um
Rüstungskontrolle, sondern um die Ausschaltung Saddam Husseins. Die
Mehrheit der internationalen Gemeinschaft wird sich wahrscheinlich
auf die Seite des in Wien erreichten Kompromisses stellen. Besser
etwas Unsicherheit hinsichtlich der Rüstung des Irak als ein Krieg,
lautet der gemeinsame Nenner. Besser den Inspektoren eine Chance
geben als einen Konflikt riskieren, der den Graben zwischen dem
Westen und der arabischen und islamischen Welt noch mehr vertieft und
die Weltwirtschaft noch mehr in den Abgrund reißt. Bush und Blair
werden es nach der Einigung zwischen dem Irak und der UNO schwer
haben, für ihre Strategie Partner zu finden. Die Diplomatie hingegen
hat eine Chance erhalten." (APA/dpa)