Eine weiter vereinfachte Installation, eine ansprechende grafische Oberfläche und eine Fülle von Software für jeden Zweck – das neue Linux von SuSE hat alles, um mit dem freien Betriebssystem auch auf dem Heim-PC glücklich zu werden. Und doch ist auch von SuSE Linux 8.1 kaum zu erwarten, dass es die Vorherrschaft von Windows zurückdrängen wird.

Lieblingsprogramme

Der Grund dafür liegt wohl vor allem darin, dass die ganz speziellen Lieblingsprogramme nur für das Microsoft-System entwickelt wurden. Was für die einen das Computerspiel "Empire Earth", ist für die anderen eine Homebanking-Software oder ein Internet-Autorensystem wie Macromedia Flash – allen solchen Programmen ist gemeinsam, dass sie nur unter Windows laufen.

Windows unter Linux

Alternativ kann unter Linux auch eine Windows-Simulation wie VMware eingesetzt werden – das ist aber teuer und etwas umständlich. Längerfristig darf man aber hoffen, dass es im Zuge der .NET-Technik von Microsoft mit seinem Einsatz von offenen Standards und Schnittstellen auch einmal den Brückenschlag zwischen Windows und der Open-Source-Welt gibt – diesem Ziel hat sich in den USA das Mono-Projekt verschrieben.

Office

Dabei ist das Angebot an freier Software weiter gewachsen und von vornherein im Preis für das Linux-Paket enthalten. Für alle Büroaufgaben wie Textverarbeitung und Tabellenkalkulation wird standardmäßig OpenOffice installiert, die freie Version des StarOffice-Pakets von Sun Microsystems. Damit kommt der an Windows-Programme gewöhnte Anwender auf Anhieb zurecht, und Texte lassen sich sogar im Microsoft-Word-Format speichern. Für die Bildbearbeitung gibt es Gimp, das es mit der Leistungsfähigkeit des Photoshops von Adobe aufnehmen kann. Als Web-Seiten-Editoren stehen Bluefish und Quanta bereit – allerdings sollte man sich da mit dem HTML-Code auskennen.

Beim Surfen im Internet und beim Umgang mit der E-Mail ist Linux dem großen Konkurrenten zumindest gleichwertig. Schlank und schnell ist der Browser des Linux-Desktops KDE 3.0.3: Der Konqueror dient auch als Datei-Manager und als FTP-Programm für den Dateitransport zum Web-Server. Ausgesprochen interessant ist Linux schließlich, wenn es um die Entwicklung eigener Programme oder Skripte geht: Hier kann man eine Vielzahl von Programmiersprachen einsetzen.

2.300 Programmpakete

Bei der Qual der Wahl unter mehr als 2.300 Programmpaketen hat SuSE für Ordnung gesorgt: Die Software ist übersichtlich in eine Baumstruktur einsortiert und schnell nachinstalliert. Aktuellere Versionen können über YOU, das YaST Online Update, aus dem Internet eingespielt werden. Hierbei werden nicht die vollständigen Programmpakete, sondern nur die Neuerungen übertragen.

Einfacher

Mit SuSE Linux 8.1 ist die Installation nochmals beschleunigt und vereinfacht worden. Das System ist in einer halben Stunde installiert. Es kann sich auch neben einem bestehenden Windows 98/Me einrichten und dessen Festplatten-Partition automatisch verkleinern. Eigene Einstellungen für die Einrichtung der neuen Linux-Partitionen sind nur dann erforderlich, wenn Windows auf einem NTFS-Dateisystem liegt, wie es bei Windows 2000/XP in der Regel der Fall ist.

Firewire- und USB-2.0

Im Zuge der automatischen Hardware-Erkennung wird zuerst die Grafikkarte ermittelt. Hier kann man bei Bedarf manuell eingreifen, wenn etwa die vorgeschlagene Farbtiefe von 16 Bit auf 24 Bit heraufgesetzt werden soll. Danach werden Sound-Karte, Drucker, Modem, Netzwerk oder ISDN sowie erstmals auch TV-Karten erkannt. Unterstützt werden jetzt auch Firewire- und USB-2.0-Schnittstellen.

Auch die Konfiguration erfolgt zum Teil automatisch, etwa bei der Soundkarte, oder ist mit wenigen Schritten absolviert wie bei der Einrichtung der Internet-Verbindung. Diese steht dann sofort mit dem ersten Start des Systems dank des intelligenten Werkzeugs Kinternet, das die schnelle Ein- und Abwahl über die Taskleiste ermöglicht. Bei der Installation auf dem Notebook kann auch gleich die Anbindung an ein drahtloses Funknetz (Wireless LAN) eingerichtet werden.

Druck

Beim Drucker setzt die neue SuSE jetzt CUPS ein: Das "Common Unix Printing System" verfügt über eine reiche Ausstattung an Treibern für eine Vielzahl von Geräten. Probleme, wie sie auf älteren Linux-Systemen oft aufgetreten sind, sollten damit der Vergangenheit angehören.

Kernel 2.4.19

SuSE Linux 8.1 startet einen Linux-Kernel 2.4.19, der erstmals die Stromspartechnik ACPI (Advanced Configuration and Power Interface) unterstützt. Bei einigen älteren Rechnern – so auch beim Testrechner – kann es deswegen vorkommen, dass sich der Boot-Vorgang bei der Suche nach vorhandener Hardware in die Länge zieht. Die Lösung besteht darin, dass dem Kernel der Parameter «acpi=off» mit auf den Weg gegeben wird. Linux setzt somit weiterhin einen lernbereiten und mitdenkenden Anwender voraus. Da die Einstellung des Parameters bequem über die Bootloader-Konfiguration von YaST erfolgt, muss man sich aber nicht mehr wie ehedem in die untersten Tiefen irgendwelcher Konfigurationsdateien begeben.

Preis

Die auf drei CDs beschränkte Personal-Version von SuSE Linux 8.1 kostet rund 50 Euro, die umfassende Professional-Ausgabe (sieben CDs/eine DVD) wird für rund 80 Euro vertrieben. Diese Preise für das grundsätzlich kostenlose Linux schließen die Zusammenstellung des Pakets, die vereinfachte Installation, eine umfangreiche gedruckte Dokumentation und einen Installationssupport ein. (AP/APA)