Das Apfelbäumchen, welches Bildungsministerin Gehrer "ihrem" Rektorenchef Georg Winckler als Dank für die Mithilfe bei der Uni-Reform geschenkt hat, dürfte sprießen. Denn der Rektor der Uni Wien gießt es offenbar eifrig. Die Studiengebühren würden die Absolventenquote steigen lassen, sagt er im STANDARD-Interview . Wahlhilfe für die VP-Ministerin oder Nachrichten aus der schönen, neuen Uni-Welt? Tatsache ist: Das letzte Studienjahr vor den Gebühren hat einen Absolventenrekord mit einem Zuwachs von acht Prozent beschert. Jene, die in diesem Jahr schnell ihr Studium erfolgreich abschlossen, wollten offenkundig nicht zahlen. Ob der positive Trend bei den Absolventenzahlen so anhält, ist fraglich. Denn im ersten kostenpflichtigen Studienjahr gab es um 20 Prozent weniger Studenten und um 14 Prozent weniger Anfänger. Und seit der Einführung der Gebühren ist das Studieren für Frauen, Berufstätige sowie sozial Schwache, die nicht mehr auf das Fördersystem setzen können (etwa weil sie schon zu lange studieren), schwerer geworden. Im Uni-Alltag hat sich wenig verändert. Dass zahlende Kunden die Ansprüche an das Unternehmen erhöhen, klingt logisch, nur: Gerade an den Universitäten manifestiert sich dieser Gedanke denkbar selten. Beispiele aus jüngster Zeit: Eine eben erschienene Studie über die Anrechnung von Prüfungen zeigt, dass in diesem Bereich "Willkür" und "Rechtswidrigkeit" herrschen; die Wiener Wirtschaftsuni muss für eine Prüfung Räume in der Wiener Stadthalle anmieten. SPÖ und Grüne wollen die Studiengebühren nun wieder abschaffen. Dafür nehmen sie sogar einen Zuschuss von 100 Millionen Euro aus dem Budget in Kauf. Ohne Konzept bleibt aber auch diese Geldspritze wirkungslos. (DER STANDARD, Printausgabe, 1.10.2002)