Viel Zeit bleibt den Parteien nicht, attraktive KandidatInnen für ihre Wahllisten zu finden - Am Montag wurden einige Listen fertig
Redaktion
,
Wien
- Das Gerangel um die
Nationalratswahllisten ist
noch länger nicht beendet:
Am Montag segneten unter
anderem ÖVP und SPÖ ihre
Wiener Listen ab. Die Schwarzen achteten dieses Mal auf
eine hohe Frauenquote: Neu
einziehen wird die Vizepräsidentin der Wiener Wirtschaftskammer, Carina Felzmann. Sie ist Inhaberin einer
kleinen PR-Agentur. Sichere Plätze haben neben mehreren
Regierungsmitgliedern auch
Maria Rauch-Kallat, Ulrike
Baumgartner-Gabitzer, Walter
Tancsits und Erwin Rasinger.
Dazu will Beamtengewerkschafter Fritz Neugebauer in
den Nationalrat.
Auch die Wiener SPÖ ist
stolz auf ihre hohe Frauenquote: Auf der Montag beschlossenen Liste stehen 45 Prozent
Frauen. Spitzenkandidat wird Wolfgang Petritsch, nach ihm
sind Andrea Kuntzl, Heinz Fischer und Ulli Sima gereiht.
Caspar Einem will mit einer
Vorzugsstimmenkampagne
den Wahlkreis Innen-West
erobern und rittert dabei gegen Franz Morak. Einem ist
wie Rudolf Edlinger auch auf
der Landesliste, nach ihnen sitzt die
durch ihren
Bosnien-Einsatz bekannte
Krankenschwester
Anica Matzka-Dojder auf
einem Zitterplatz. Ein
langjähriger SPÖ-Mann macht Platz: Statt
des Eisenbahners Kurt Heindl,
seit 1973 im Parlament, soll
der 34-jährige Angestellte Kai-
Jan Krainer folgen.
Die Kärntner FPÖ greift auf
alte, bewährte "Schlachtrösser" (Martin Strutz) wie den
Gurker Bürgermeister Siegfried Kampf
zurück. Der
wurde im alten Gurktaler
Clan um
Kriemhild
Trattnig sozialisiert. Er
soll als "Integrationsfigur" den Altrecken-Flügel
mit sportiven Gesichtern der krisengeschüttelten Partei - wie dem Sportler Elmar Lichtenegger - verbinden. Neu dabei ist auch der
Mölltaler Landwirtschaftskammer-Vizepräsidenten
Uwe Scheuch, der Bruder des
Knittelfelder Rebellen Kurt
Scheuch.
Für einige Verwirrung im
Vorfeld der Listernerstellung
sorgte Michael Schmid. Zumindest bei den steirischen
Freiheitlichen. Der ehemalige
Infrastrukturminister stand
2001 wegen Missachtung der
Einkommensgrenzen und infolge eines Zerwürfnisses mit
Altparteichefin Susanne
Riess-Passer kurz vor dem Parteirauswurf. Er kam dem
durch ein freiwilliges Ausscheiden aus der Partei zuvor.
Da seine steirische Parteiführung einen Wiedereintritt ablehnte, ging er nach Kärnten
ins "Parteiasyl" (Schmid).
Schmid wurde kürzlich Mitglied in der Ortsgruppe
Feistritz-Rosental. Die dortige
Obfrau: Claudia Haider. Das
nährte die Gerüchte, Schmid
könnte auch auf der Kärntner
Nationalratsliste kandidieren,
was dieser im STANDARD-Gespräch aber dementierte:
Schmid: "Ich bin nur Asylant
und habe keine Ambitionen."
Bei den Grünen ist nun fix,
dass der Kunsttheoretiker
Wolfgang Zinggl kandidieren
wird. Er scheint der einzige
grüne Quereinsteiger zu sein.
(eli, mon, mue, pm, stein/ DER STANDARD; Print-Ausgabe, 1. Oktober 2002)
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