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Der Neustart der Buchhandelskette Amadeus läuft nicht reibungslos ab.

Foto: APA/Artinger
Wien - "Voller Ideen, voller Elan und mit vollen Regalen" will die Buchhandelskette Amadeus laut Geschäftsführer Wolfgang Heger ihr nunmehr drittes Leben beginnen. Seit 1. Oktober ist der Marktführer im deutschsprachigen Raum, die Thalia-Holding und damit der von den Parfümerien in Österreich bekannte Douglas-Konzern, offiziell Eigentümer. Vorher war: Stillstand nach der Liquiditätskrise beim Voreigentümer Libro Ende 2000, der Amadeus vom Oberösterreichischen Landesverlag kaufte und mit unrealistischen Expansionsplänen tief in die Verlustzone sinken ließ. "Bis Ende 2003 wollen wir schwarze Zahlen erreichen", sagt Michael Busch, Chef der deutschen Thalia-Holding, bei der Neustart-Pressekonferenz am Dienstag. Geplant seien "vorsichtig" 40 Millionen Euro Umsatz. Und auch eine Expansion sei nicht ausgeschlos- sen. Sie müsse eben rentabilitätsorientiert sein. "Jeder Standort muss zumindest die direkten Kosten und die Abschreibung erwirtschaften", so Heger. Er kann sich aber vorstellen, dass es irgendwann in der Zukunft vierzig "Amadeusse" geben könnte, vor allem die österreichischen Bezirksstädte würden sich als Zielgebiete eignen. Wie berichtet, bleiben nun vorerst 17 Märkte übrig - vier davon in Oberösterreich werden vom Wiener Buchhändler Wilhelm Sotsas unter der Marke "Frick" weitergeführt; ein Markt in Kärnten ging an die Exeigentümer zurück. Bücher und Papeterie Derzeit seien noch fünf Märkte in den roten Zahlen, so Heger. Am Standort Wien-Landstraße, der dank Widmung als Bahnhof von den erweiterten Öffnungsmöglichkeiten Gebrauch machte, wird voraussichtlich die Wochenendöffnung eingeschränkt werden, deutete Busch an. Ebenfalls sukzessive zurückgeschraubt dürfte der Verkauf von CDs und DVDs werden; gerade "buchnahe" Angebote wie "Harry Potter" sollen weitergeführt werden. Man konzentriert sich auf Bücher und Papeterie. Wie DER STANDARD am Montag bereits berichtete, wurde der Neustart von Misstönen begleitet, weil fast die Hälfte der Betriebsratsmitglieder nicht in die neue Firma übernommen worden waren. Diese organisierten am Dienstagnachmittag eine Protestkundgebung vor dem Amadeus-Haus in der Wiener Mariahilfer Straße. Die Exbetriebsräte sprachen auch am Dienstag weiterhin von massiven Gehaltskürzungen im Zuge der Übernahme, auch bei "einfachen Verkäuferinnen". Heger blieb aber bei seiner Ver- sion der Geschichte: Nur Führungskräfte hätten "geblutet", da manche Gehälter "nicht der Realität angepasst" gewesen wären. (szem, DER STANDARD, Printausgabe 2.10.2002)