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Prada

Foto: REUTERS/ Stefano Rellandini

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Prada

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Gucci

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Mailand - Auftakt des Mailänder Kollektionsmarathons für Frühjahr/Sommer 2003 mit 99 Defilees innerhalb einer Woche, deren Höhepunkt am vergangenen Wochenende stattfand, war die Einladung zur Vernissage einer bemerkenswerten Ausstellung. Carla Sozzani, graue Eminenz der Mailänder Modeszene, Trend-Galeristin und Besitzerin der In-Boutique "Corso Como", präsentierte Fotos von Jean Clemmer, die 1969 in Zusammenarbeit mit dem Couturier Paco Rabanne für das Buch Nues entstanden sind. Auf ihnen bedecken des Spaniers Kettenhemden aus Metallhäkchen und Plastikplättchen nur spärlich die Blößen von Clemmers "Nackten". Alles Modegeschichte? Fehlanzeige. Rabannes Miniröcke und kurze, gerade Shiftkleider aus weißem Popeline gingen nun bei Miuccia Prada über den Steg mit Mosaiken aus Plastikjetons in der Optik von Krokohaut. Kirschengroße, farbige Bakelitperlen, dicht gedrängt in Kreisen, schmückten die Rocksäume kleiner Kleider mit hoher Taille im Schnitt der 60er-Jahre. Damit beendete die Designerin den Hippie-Trend aus den Siebzigern und wagte den Blick zurück in die Zukunft. Doch La Prada schien dem eigenen Sixties-Revival nicht ganz zu trauen. Also schickte sie Trenchmäntel aus "fettem" Satin in Edelsteinfarben hinterher. Weiße Chinajacken aus festem Canvas kommen hinzu, Zipperjacken, die an Taucheranzüge erinnern, und Ruderleibchen mit Bermudas aus Goldbrokat. Was auffällt, ist das Bemühen um mehr Sportlichkeit für die Mode. Damit steht Prada nicht allein. Auch Tom Ford zeigt für Gucci riesige Blousons und knackige Kurztrenchs aus schwarzem und nougatbraunem Spiegelsatin, die er zu engen Hosen kombiniert. Miniröcke enden knapp unterhalb des Hinterns. Hochhackige, silberne Pumps sind immer dabei und setzen Zeichen: Sportswear, gepaart mit Sexyness und Glamour, heißt die Parole. Dafür und für eine fulminante Schau, deren Power an Guccis glanzvollen Einstieg ins Modegeschehen Mitte der 90er-Jahre erinnert, hat sich Tom Ford wohl mit den 80ern befasst, sie aber frisch interpretiert. Weiße, knapp taillierte Lederjacken mit umsteppten Schultern erinnern an Thierry Mugler, auf den Körper modellierte Drapékleider zitieren Emanuel Ungaro. Japanische Kirschblütenstickereien setzen neue Akzente. Die Mode, die festgefahren schien zwischen Folklore-und Vintage-Look, ist plötzlich wieder aufregend. (DER STANDARD, Printausgabe vom 30.9.2002)