Dornbirn – Die Schweiz will den Cannabis-Konsum legalisieren, Anbau und Verkauf mit Einschränkungen zulassen, Liechtenstein plant die Entkriminalisierung – doch Österreich ist anders. "Bei uns wird zur Jagd auf Kleinkonsumenten geblasen. Ideologie prägt die Drogendiskussion", kritisierte Drogenarbeiter Bernhard Amann bei der "1. Vorarlberger Hanfkonferenz" am Samstag.

Die Tagung mit Liechtensteiner und Schweizer Experten sollte "zur Versachlichung" (Amann) beitragen. Eingeladen hatten "Legalize! Österreich", die Bürgerinitiative für die Gleichstellung von Cannabis und der Kulturveranstalter Spielboden. Das offizielle Vorarlberg blieb der Weiterbildung fern und versäumte das Referat von Altlandesrat Guntram Lins (VP).

Der Jurist zeigte am Beispiel der amerikanischen Prohibition auf, dass "das Totalverbot ein totaler Fehlschlag war". Was auch für die österreichische Drogenpolitik gelte. "Zur Regelung der Konsumgewohnheiten ist das Strafrecht völlig ungeeignet", meinte auch Marcus Büchel, Leiter des Liechtensteiner Amtes für Soziale Dienste. Im Fürstentum setze man auf Suchtprävention, dazu gehörten Information über den "vernünftigen Umgang mit dem Risiko" und eine "Genussfähigkeitskampagne".

Der Konsum von Cannabis sei für Teile der Bevölkerung "zu einer sozial integrierten Gewohnheit geworden", begründete der Sankt Gallener Drogenbeauftragte Herbert Bamert den Schweizer Kurswechsel. Die künftige Straffreiheit solle aber nicht vermitteln, dass Cannabis als Droge völlig unproblematisch sei. (jub/DER STANDARD, Printausgabe, 30.9.2002)