Keine Profession wie jede andere: Kräuterhexen zählten im Mittelalter zu den "unehrlichen Berufen" und sie befanden sich damit in Gesellschaft von Henkern, Gauklern und Geldverleihern. "Vom gemeinen Volk wurden sie gemieden", erklärt Vermittlungskoordinator Harald Janko, der durch die Ausstellung "Gotikschätze Oberösterreich" im Linzer Schlossmuseum führt. Hier relativieren vielfältige Einblicke ins alltägliche Leben das Bild des "dunklen Mittelalters".Ein üppiger Kräutergarten rankt im Hof des Schlosses: "Kräuter und Gewürze galten im Mittelalter als wertvolles Gut", erzählt Janko. Glaube und Aberglaube bestimmten das Dasein. Entsprechend gestalteten sich Auswahl und Anwendungen der Kräuter. Schnittlauch, zum Beispiel, im Haus gestreut schützte vor dem "bösen Blick". Gegen negative Einflüsse wie das Verhexen setzte man sich mit Kampfer (ähnlich dem Sauerampfer) zur Wehr. Und Estragonblätter verfehlten gegen Natternbisse nie ihre Wirkung - kein Wunder, sind doch die Bisse der heimischen Schlangengattung nicht giftig. Heute noch aktuell sind die kosmetischen Probleme, für die man bereits zur Ritterzeit Lösungen parat hatte: Um Mundgeruch zu verdecken, kaute man zu einer Paste gerührte Lorbeerblätter und Estragon, gegen Haarausfall half Kresse. Lavendel wurde nachgesagt, die Liebenden anzulocken. Der reinigende Salbei galt als beruhigend, die Kamille hingegen "stärkt die glieder, die viel adern haben", wie es in Originaltexten heißt und Magenkraut (Mohn) wurde als Schlafmittel eingesetzt, da es die Sinne vernebelt. (Maria Etzelsdorfer /DER STANDARD, Printausgabe vom 29.9.2002)