Inland
Symbolische Bestattung von NS-Euthanasie-Opfern in Hartheim
Strasser: Menschenrechte und Humanismus sind nicht selbstverständlich
Linz - Im Rahmen einer ökumenischen Gedenkstunde wurden am
Freitagnachmittag im Schloss Hartheim im Bezirk Eferding in
Oberösterreich die sterblichen Überreste von Euthanasie-Opfern aus
der NS-Zeit symbolisch bestattet. Innenminister Ernst Strasser (V)
warnte bei dieser Gelegenheit, dass Menschenrechte und Humanismus
auch heute nicht als selbstverständlich angesehen werden dürften. Schloss Hartheim war in den Jahren 1939 bis 1944 ein Ort des
Grauens: Mindestens 30.000 Menschen - Alte, Kranke, Behinderte und
auch Strafgefangene - wurden hier systematisch ermordet. Im Zuge
einer Renovierung des Schlosses fand man eine große Anzahl an
vergrabenen Knochen, Aschenresten und persönlichen Gegenständen von
Opfern. Die sterblichen Überreste wurden am Freitag in einem
symbolischen Akt bestattet, es wurde auch ein Gedenkstätte für die
NS-Opfer errichtet.
Strasser bezeichnete Gedenkstätten dieser Art als "Mahnung und
Erinnerung" an die "unvorstellbaren Dimensionen der
NS-Todesmaschinerie". Gedenkstätten würden vor Augen führen, so
Strasser, dass auch heute Grundpfeiler einer pluralistischen
Gesellschaft wie Menschenrechte und Humanismus sowie der
demokratische Umgang miteinander "nicht selbstverständlich sind, sie
müssen ständig und von Neuem erlebt und verteidigt werden".
Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (V) bezeichnete
Hartheim als "Stein gewordenes Symbol für barbarische Grausamkeiten,
basierend auf brutaler Menschenverachtung". Die Gedenkstätte soll
hingegen "ein in Stein gehauenes 'Nie wieder' werden", so Pühringer.
Verspätet, aber doch werde mit der jetzigen Bestattung den Toten von
Hartheim die letzte Ehre erwiesen. Zugleich sei für die Angehörigen
ein "Ort des Trauerns" geschaffen worden. Und Pühringer mahnte: "Wir
dürfen dieses dunkle Kapitel im Buch der Geschichte nicht
überblättern, die Gedenkstätte ist ein Mahnmal gegen die Haltung der
Intoleranz, der Herrenmenschen und des Ungeistes, wonach nur der
Starke zählt und dem Schwachen das Recht auf Leben abgesprochen
wird".
Die Vertreter der christlichen Kirchen und der Israelitischen
Kultusgemeinde bezeichneten die Gedenkstätte von Hartheim als Ort der
Mahnung und der Verpflichtung zu Toleranz, Achtung der Menschenwürde
und Frieden. (APA)