Unternehmen
Novartis hält an Lek-Übernahmeofferte fest
Offerte bleibt beim Preis von 95.000 Tolar (416 Euro) je Aktie - Lek-Aktionäre hatten abgelehnt
Wien/Laibach/Zürich - Der Schweizer
Pharmakonzern Novartis will trotz einer ersten Niederlage auf der
Aktionärsversammlung vom Freitag den slowenischen
Medikamentenhersteller Lek weiterhin übernehmen und wird eine
offizielle Übernahmeofferte zum bisher schon genannten Preis von
95.000 Tolar (416 Euro) je Aktie vorlegen. Damit sollten sich jetzt
alle Aktionäre an der Entscheidung beteiligen können. Am Freitag hatten die Lek-Aktionäre das freundliche Übernahme-
Angebot bei einer außerordentlichen Hauptversammlung mit deutlicher
Mehrheit von 58 Prozent abgelehnt. Die ablehnende Front stand unter
der Führung der beiden staatlichen Fonds KAD und SOD, die mit dem von
Novartis angebotenen Preis nicht einverstanden waren.
Preis erhöht
Novartis hatte den Preis am Tag vor der Generalversammlung noch
auf 98.000 Tolar erhöht, diese Erhöhung aber mit bestimmten
Bedingungen verbunden. Die Fonds, die zusammen 27,5 Prozent der
Lek-Aktien halten, hatten jedoch mehr als 100.000 Tolar erwartet, wie
Joze Lenic, der Chef des Fonds Kapitalska Druzba (KAD) sagte. Das Lek-Managment stehe aber weiterhin hinter mit ihm vereinbarten
Deal, hieß es bei Novartis. Lek-Konzernchef Metod Dragonja zeigte
sich vom Ausgang der Abstimmung ebenfalls enttäuscht, sprach aber
auch von einem "konservativen Übernahmepreis".
Da das Lek-Management, das freilich auch selbst von einem
konservativen Übernahmepreis sprach, den Kauf der Gesellschaft durch
Novartis weiterhin befürwortet, werde Novartis seine Offerte formell
veröffentlichen, teilte der Basler Konzern am Freitag mit. Das Offert
im Gesamtvolumen von gut 1,2 Mrd. Franken (818 Mill. Euro) erhalte
nur dann Gültigkeit, wenn mindestens 51 Prozent der Aktien angedient
würden. Bei dem neuen Vorgehen setzt Novartis jetzt auf eine gesetzliche
Änderung, die am 30. Juni 2003 in Kraft tritt. Dann werden in
Slowenien die Stimmrechts-Obergrenzen bei Aktiengesellschaften
abgeschafft. Bisher galt auch bei Lek eine in den Statuten verankerte
Stimmrechts-Obergrenze von 15 Prozent.
Passus in Statuten nur mit 75 Prozent abschaffen
Der Passus in den Statuten kann bisher nur mit 75 Prozent der
Aktienstimmen abgeschafft werden. Und um diesen Punkt war es formell
auch in der Lek-Aktionärsversammlung vom Freitag gegangen. Auch die beiden Fonds ließen sich nach der Generalversammlung alle
Möglichkeiten offen. Igor Kusar von Odskodninska Druzba (SOD) sagte,
das Vorhaben sei mit Ausnahme des Preises in Ordnung gewesen. Er
wollte nicht ausschließen, dass die Fonds die Aktien nicht doch noch
andienen würden.
Lek ist für Novartis vor allem wegen der Produktionskapazitäten
für ein Generikum des Antibiotikums Augmentin interessant. Zudem
könnte der Schweizer Konzern seine Position in Osteuropa deutlich
verbessern. An der slowenischen Börse in Laibach zog die Entwicklung heute den
gesamten Aktienmarkt nach unten, während sich in Basel die Novartis
im Einklang mit dem richtungslosen Gesamtmarkt leicht schwächer
entwickelte. (APA/vwd/Reuters)