Glanzvolles Comeback für ein glanzvolles Paar: Ann Kathrin Linsenhoff und Unicef Renoir holten in Jerez Mannschafts-Gold im Dressurreiten.

Foto: Jacques Toffi
Der Name Linsenhoff ist im Dressursport schon seit über fünf Jahrzehnten Garant für exzellente Leistungen. Ann Kathrins Mutter Liselott Linsenhoff hatte 1972 Einzelgold bei den Olympischen Spielen in München und darüber hinaus zahlreiche Medaillen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften sowohl in der Einzel- als auch in der Mannschaftswertung gewonnen. Tochter Ann Kathrin, 41, setzte diese Erfolgsserie mit der Mannschafts-Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul und den Mannschaftstiteln bei den Europameisterschaften 1987 und 1989 fort, bei denen sie mit dem schwedischen Wallach Courage zudem Einzel-Silber bzw. -Bronze gewann. Der Mannschafts-Weltmeistertitel unter dem Namen Ann Kathrin Kroth 1990 mit dem Hannoveraner Golfstrom sollte bis heute der letzte internationale Titelgewinn bleiben. Jahre des Pechs mit ihren Nachwuchspferden und private Verluste und Veränderungen folgten. Berichte, daß die studierte Tierärztin in dieser Zeit völlig mit dem Reitsport aufgehört und sich ganz ihrer Familie gewidmet hätte, sind allerdings unrichtig: Auch in diesen Jahren ist sie immer im Grand-Prix-Sport mitgeritten, wenngleich nur auf regionaler Ebene. Nun ist Ann Kathrin zurück im internationalen Sport, zurück unter ihrem Mädchennamen Linsenhoff. Ein Pferd und ein Mann Dieses Comeback haben ein Pferd und ein Mann, ihre beiden neuen Partner im Leben, möglich gemacht: Renoir R (bzw. nun Renoir Unicef) und Klaus-Martin Rath, 43 Jahre alt und ein früherer Schüler des verstorbenen Dressurausbilders Walter Christensen und deutscher Meister der Herren von 1993. Das Trio hat in den Hallenturnieren des vergangenen Winters die Dressurarenen erobert und wurde sogar zu einem Herausforderer für die Europameister und Worldcup-Finalsieger Ulla Salzgeber und Rusty und damit zu einer festen Größe für das deutsche WM-Team von Jerez. Beim CHIO Aachen waren Ann Kathrin Linsenhoff und Renoir R denn auch für die deutsche Nationen-Preis-Mannschaft nominiert und konnten mit zwei überzeugenden Ritten im Grand Prix und im Grand Prix Special ihren Mannschaftsplatz festigen. Ursprünglich war das Ziel der Reiterin ohnehin erst die Olympischen Spielen 2004 in Athen gewesen, aber nach ihren Grand Prix-Siegen zum Ende des letzten und zu Beginn dieses Jahres beim CDI Frankfurt, CDI Dortmund, CDI Wiesbaden oder ihren zweiten Plätzen hinter Ulla Salzgeber und Rusty beim hochdotierten nationalen Turnier in Bremen im Februar 2002 waren nun doch schon die Weltreiterspiele in Jerez die erste große Herausforderung – die mit Mannschafts-Gold bravourös gemeistert wurde. Traumpferd Renoir Der elfjährige Oldenburger Wallach Renoir von Rubinstein I war bis Februar 2000 von Matthias Vatter bis Prix St. Georges-Niveau geritten worden. Klaus Balkenhol hatte Ann Kathrin gefragt, ob sie „das Pferd ihres Lebens“ kaufen wolle – und sie wollte. Der frühere deutsche und heutige amerikanische Bundestrainer hatte den langlinigen, über 1,80 Meter großen Fuchswallach bei einem Lehrgang in Warendorf gesehen und war sofort von seinem überragenden Bewegungspotential, seiner Schwungentfaltung aus der Hinterhand, der Leichtigkeit seiner Bewegungen, seiner Energie und seiner Leistungsbereitschaft begeistert gewesen. So auch Ann Kathrin Linsenhoff: „Ich habe ihn nur einmal ausprobiert und wußte sofort, das ist wirklich das Pferd meines Lebens.“ Wie viele große Pferde ist Renoir sehr sensibel – und daß ihm Ann Kathrin im Sommer 2001, nachdem er am Anfang des Jahres sehr erfolgreich bei den nationalen Hallenturnieren in Münster und Bremen in seinen ersten Grand Prix-Prüfungen gezeigt wurde, eine Turnierpause wegen ihrer Schwangerschaft geben mußte, kam ihm im nachhinein nur zugute. Dieser glückliche Umstand gab ihm die Zeit zum Reifen. Vierbeinige Unicef-Botschafter Doch hat Ann Kathrin Linsenhoff nicht nur sportliche Ziele im Auge, sondern auch noch soziale: „Ich bin in diese wohlhabende Familie hineingeboren worden, was ich besitze, habe ich nicht selbst erarbeitet, aber ich bin dafür sehr dankbar und möchte auch anderen Menschen etwas davon abgeben.“ So gründete sie die Linsenhoff-Stiftung unter dem Dach der Unicef-Stiftung mit einem Grundkapital von 500.000,– Euro. Ihre Pferde heißen nun Renoir Unicef und Wahajama Unicef und sind die ersten vierbeinigen Unicef-Botschafter der Welt. Das gesamte Gewinngeld der beiden Pferde und Spendengelder, die Ann Kathrin Linsenhoff zusammenträgt, kommen Unicef-Projekten in der ganzen Welt zugute. Birgit Popp