Telekom
UMTS in Europa - Ernüchterung macht sich breit
Nach Österreich erwarten nur Italien und Großbritannien Start noch heuer - Starttermin in Spanien völlig offen
Während in Österreich die Mobilkom am
Mittwoch als erster europäischer Mobilfunkanbieter sein nationales
UMTS-Netz in Betrieb genommen hat, macht sich im Rest des Kontinents
Ernüchterung breit. Vor mittlerweile zwei Jahren sind in den meisten
Ländern für Milliarden-Beträge Lizenzen für den Mobilfunk der dritten
Generation vergeben worden. Nun - 24 Monate später - sorgen die hohen
Kosten und technische Probleme für allgemeine Ernüchterung. Die
meisten europäischen Anbieter haben ihrer UMTS-Starts deutlich nach
hinten verschoben.Rosige Zeiten in Italien
Am rosigsten sieht die UMTS-Welt außerhalb Österreichs derzeit in
Italien aus. Rom verlängerte die Laufzeit der Lizenzen von 15 auf 20
Jahre, wodurch die Firmen mehr Zeit bekommen, ihre hohen
Investitionen bei den Kunden wieder hereinzuholen. Bis Jahresende
wollen die Telekomkonzerne in Italien mit der UMTS-Technologie
starten. Noch vor Weihnachten werden 10.000 UMTS-Handys auf den Markt
kommen.
Massive Werbe-Kampagnen starten
Die italienischen Telekom-Kolosse, die im Oktober 2000 für
insgesamt 13 Milliarden Euro eine UMTS-Lizenz erworben hatten,
starten dieser Tage mit massiven Werbekampagnen. Der stärkste
Mobilfunkbetreiber Italiens
TIM
(Telecom Italia Mobile) wird ab den
ersten Monaten 2003 den Italienern eine ausgedehnte Palette an
Dienstleistungen im Bereich Entertainment, Nachrichten, Fußball und
Filme anbieten. Der italienische Konzern muss mit der scharfen
Konkurrenz des chinesischen Riesen
Hutchison Whampoa LTD
(HWL)
rechnen, der mit dem Konsortium HG3 präsent ist. Schon ab November
will Hutchison in Italien mit dem Vertrieb beginnen. Auch Wind und
Vodafone wollen noch vor Jahresende die UMTS-Technologie auf den
italienischen Markt bringen.
Auch England startklar
Schon bald wird auch in Großbritannien der erste UMTS-Dienst an
den Start gehen. Hutchison Whampoa, der neben Italien und
Großbritannien noch über sieben weitere UMTS-Lizenzen - darunter
Österreich - verfügt, will wie geplant im Oktober in Ballungszentren
"on air" gehen. Die Mitbewerber Hutchisons haben dagegen noch mit
technischen Problemen zu kämpfen, berichtete die "Financial Mail" vor
kurzem.
Vodafone
rechnet mit einer Einführung erst Mitte 2003. Auch
andere Mitbewerber in Großbritannien, etwa Orange (France Telecom)
und mmO2 haben ihren UMTS-Start weiter verschoben.
Probleme in Spanien
Dramatisch ist die Situation hingegen in Spanien. Auf der
Iberischen Halbinsel verschiebt sich der UMTS-Start auf unabsehbare
Zeit. Technische Probleme beim Ausbau des Netzes sowie die von der
Argentinien-Krise und der weltweiten Konjunkturflaute belasteten
Mobilfunkanbieter verhinderten in Spanien den eigentlich für den
vergangenen August 2002 vorgesehenen Start der dritten
Handygeneration.
Wartezeit nicht überlebt
Neben
Telefonica Moviles
besitzen in Spanien zwei weitere Anbieter
eine UMTS-Lizenz, Amena und Vodafone. Der vierte Lizenzinhaber Xfera
konnte die Wartezeit nicht überleben und hat das Geschäft bereits
eingestellt. "Um einen möglichst großen Wettbewerb zu haben, werden
wir allerdings versuchen, Xfera wieder ins Boot zu holen. Der neue
Technologieminister Josep Pique hat bereits angekündigt, den Start um
anderthalb bis zwei Jahre zu verschieben", so ein
Ministeriumssprecher.
UMTS-Netz nicht betriebsbereit
Die Flexibilisierung der Lizenzverträge begrüßt auch die spanische
Telefonica. "Obwohl wir unseren Vertrag eingehalten und in 21
spanischen Städten bereits 750 Terminals aufgebaut haben, ist das
gesamtspanische UMTS-Netz noch nicht betriebsbereit", so ein
Telefonica-Sprecher.
Der Konzernsprecher gab zu, dass der
Aufschub zur richtigen Zeit komme, da gerade das ehemals staatliche
Telekomunternehmen durch die Wirtschaftskrise in Südamerika und den
Rückzug seiner Tochterfirma Quam aus dem deutschen Mobilfunkmarkt
finanziell stark belastet wird. Erst vor wenigen Wochen hatte
Telefonica-Chef Cesar Alierta deshalb angekündigt, sich aus allen
europäischen Märkten, wo man UMTS-Lizenzen habe, zurückzuziehen und
sich wieder auf den spanischen Markt zu konzentrieren.(APA)