Berlin - "Namedropping" ist derzeit ein beliebtes Spiel in der Berliner Politik. Nachdem klar ist, dass Justizministerin Herta Däubler-Gmelin nach ihrem umstrittenen Vergleich von US-Präsident George Bush mit Adolf Hitler dem neuen Kabinett nicht mehr angehört, sind schon Nachfolgerinnen im Gespräch: die Staatssekretärin im Innenministerium, Brigitte Zypries und die Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag Ute Vogt . Zypries hatte sich als Leiterin der Koordinationsstelle zur Bewältigung der Flutkatastrophe einen Namen gemacht, die 38-jährige baden-württembergische Landesparteichefin gilt als SPD-Nachwuchshoffnung. Das Justizministerium könnte als viertes Ressort aber auch an die Grünen fallen. Da mit Renate Künast erst eine Frau im Kabinett vertreten ist, müsste aufgrund der Quotenregelung eine weitere grüne Politikerin ins Kabinett berufen werden. Die bisherige Fraktionschefin Kerstin Müller wird dafür gehandelt, die wiederum lieber als Nachfolgerin von Ludger Volmer Staatsministerin im Auswärtigen Amt werden möchte. Es gilt auch als möglich, dass die durch das Wahlergebnis gestärkten Grünen statt eines vierten Ministeriums mehr Kompetenzen bekommen. Außenminister Joschka Fischer, Umweltminister Jürgen Trittin und Verbraucherschutzministerin Renate Künast dürften bleiben. So könnte Trittin aus dem Wirtschaftsministerium die Zuständigkeit für die ganze Energiepolitik bekommen, Künast Kompetenzen für Gentechnik. Als SPD-Fixstarter gelten Innenminister Otto Schily, Finanzminister Hans Eichel und Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul . Verabschieden muss sich wohl Familienministerin Christine Bergmann , die von Renate Schmidt oder der bisherigen Gesundheitsministerin Ulla Schmidt abgelöst werden könnte. Auch Arbeitsminister Walter Riester dürfte ausscheiden. Ihm könnte der nordrhein-westfälische Arbeitsminister Harald Schartau nachfolgen. Der Chef der gleichnamigen Kommission zur Reform des Arbeitsmarktes, VW-Vorstand Peter Hartz, hat angeblich schon abgewunken. (DER STANDARD, Printausgabe 25.09.2002)