Bühne
"Höhenflüge" im dietheater
imagetanz setzt auf Nachwuchsentwicklung und leidet unter Geldnot
Wien - "Unter einem Festival verstehe ich etwas anderes", so
Anna Thier, Programmdirektorin des imagetanz 02, dem
"Tanzschwerpunkt" des dietheater. "Wirkliche Einladungen und
Koproduktionen können wir uns bei einem Budget von insgesamt 20.000
Euro für die ganze Reihe nicht leisten." Die vierzehn Produktionen,
die vom 8.10. bis 31. 10. an verschiedenen Spielorten präsentiert
werden, sind zumeist Uraufführungen. Das Motto ist optimistisch:
Höhenflüge. Doch die Mittel knapp: Zum Höhenflug verwandelt sich der
Flyer in einen Papierflieger.Nachwuchs
Nach einjähriger Pause des imagetanz freut sich Thier: "Hurra, wir
leben noch. Trotz der Eröffnung des Tanzquartiers ist die Nachfrage
der Künstler nach Raum und Zeit im dietheater größer denn je. Mit
unserem knappen Budget versuchen wir, hier ansässige Tänzer mit
unserer Infrastruktur so gut wie möglich zu unterstützen." Imagetanz
setzt auf Nachwuchsentwicklung und zeigt Risikobereitschaft. Die
meisten Produktionen sind Uraufführungen, die Thier aus Vertrauen auf
die Künstler und ihre Konzepte eingeladen hat, ohne Netz und
doppelten Boden. Die kontinuierliche Pflege von Tanznetzwerken hilft
dem kleinen Veranstalter, internationale Gäste nach Wien zu holen.
Die vierzehn Arbeiten, die die Künstler im neu
gestalteten Foyer des dietheater Künstlerhaus der Presse vorstellten,
sind zumeist konzeptuell angelegt. Postmoderne Theorien der
fragmentierten Persönlichkeit, Schriften von Foucault und
Merleau-Ponty beschäftigen die zumeist jungen Künstler. So wollen Ina
Rager, Amadeus Kronheim und Roman Hiksch in "fussnoten", der
Eröffnungsvorstellung am 8. 10., persönliche Fundstücke aus Emotion,
Kinetik, Text und Ton nach dem Zufallsprinzip neu zusammensetzen.
Definition des Körpers
Recherchen und Forschungen gelten dem Körper und seinen
Funktionen. Heide Kinzelhofer, vormals Tänzerin bei Saskia Hölbling,
hat sich gefragt: "Woher weiß ich, dass mir ein Körper mehr angehört
als ein anderer?" Für "I am Body or Nobody" (11., 12. 10.) hat sie
deshalb ihren Körper und seine Ausscheidungen genau gemessen, gewogen
und unter Beobachtung gestellt. Im zweiten Teil des Abends fragt
Sabina Holzer für die Performance "der Ort des Begehrens ist dort wo
der Traum brüchig wird": "Wie kann man einen Körper definieren? Was
ist ein politischer Körper, ein Traumkörper oder ein alltäglicher
Körper?"
Körper im Raum
Auch das ureigenste Interesse des Tanzes, der Körper im Raum, wird
thematisiert. Doris Stelzer stellt zwei Tänzerinnen auf die Bühne und
erforscht die "Zwischenräume", die dabei entstehen, räumlich wie
emotional (8., 9. 10.). "scheme II" (19., 20. 10.) ist dagegen eine
choreografische Installation von Martin Kusch und Maria-Claude
Poulin, bei der interaktive Medienräume mit Tanzperformance verknüpft
werden.
Neu beim diesjährigen imagetanz ist ein Tanzabend speziell für
Kinder. Christophe Dumalin und die Gruppe konnex zeigen "vice versa
und umgekehrt", ein "Spiel mit verschobenen Welten für junge Menschen
ab 8 Jahren." (APA)