Belgrad/Wien - In Serbien finden am Sonntag Präsidentenwahlen statt. Das Duell zwischen dem jugoslawischen Präsidenten Vojislav Kostunica und Vizepremier Miroljub Labus soll auch den Machtkampf zwischen Kostunica und dem serbischen Ministerpräsidenten Zoran Djindjic entscheiden. Kostunica gilt als gemäßigter Nationalist, Labus zählt zu den reformorientierten, pragmatischen Kräften rund um Djindjic. Bei einer Stichwahl hätte wahrscheinlich Kostunica die besseren Karten, weil er mit allen Stimmen des nationalen Lagers rechnen kann. Dessen Kandidaten, allen voran der Ultranationalist Vojislav Seselj, dürften die erste Runde nicht überstehen. Serbien ist die größere der beiden jugoslawischen Republiken, deren gemeinsamer Staat bald den neuen Namen, "Serbien und Montenegro" tragen soll. Zu Serbien zählen auch die Vojvodina und das Kosovo. Letzteres steht seit gut drei Jahren unter UNO-Verwaltung. Die Bürger Serbiens sind sich zur Zeit nicht sicher, wo genau die Republikgrenzen liegen. Nach der Abwahl des früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic vor zwei Jahren hatte auch Serbien einen Reformkurs eingeschlagen, für den sich die montenegrinische Regierungskoalition bereits einige Jahre zuvor entschlossen hatte. Für manchen Bürger Serbiens verlaufen die von der Regierung von Ministerpräsident Zoran Djindjic energisch vorangetriebenen Reformen indes zu schnell.
- Fläche:     Jugoslawien - 102.173 Quadratkilometer, davon Serbien
              88.361 Quadratkilometer und Montenegro 13.812
              Quadratkilometer.
- Hauptstadt: Belgrad (sowohl Jugoslawiens wie auch Serbiens);
- Einwohner:  Serbien (ohne Kosovo) hat 7.479.000 Einwohner laut
              Volkszählung vom April 2002. Die Bevölkerungszahl in
              Jugoslawien wird auf insgesamt 10.616.000 geschätzt.
              Davon sind 63 Prozent Serben, 16 Prozent Albaner, fünf
              Prozent Montenegriner; drei Prozent Bosniaken; drei
              Prozent Ungarn; 1,1 Prozent Kroaten sowie Roma, Sinti
              und andere.

- Präsident Serbiens: Milan Milutinovic (seit 29. Dezember 1997; Sozialistische Partei Serbiens/SPS; Vetrauter von Milosevic, vom UNO-Tribunal in Den Haag angeklagt) - Regierung: Koalition DOS (Demokratische Opposition Serbiens) mit Ministerpräsident Zoran Djindjic. - Parlament: DOS errang im Dezember 2000 176 von 250 Sitzen Inzwischen ist die größte DOS-Partei - die Demokratische Partei Serbiens von Vojislav Kostunica - im Juli dieses Jahres aus der Regierungskoalition ausgeschlossen und hat auch ihre 45 Parlamentssitze verloren. Der Rechtsstreit vor dem Verfassungsgericht ist noch nicht abgeschlossen. - Kandidaten: - Vojislav Kostunica (Jg. 1944) Demokratische Partei Serbiens - Miroljub Labus (Jg. 1947) Demokratische Partei (DS) - Vojislav Seselj (Jg. 1954) Serbische Radikale Partei (SRS) - Vuk Draskovic (Jg. 1946) Serbische Erneuerungsbewegung (DOS) - Velimir Bata Zivojinovic (Jg. 1933) Sozialistische Partei Serbiens (SPS) - Branislav Ivkovic (Jg. 1952) Sozialistische Partei Serbiens (SPS) - Borislav Pelevic (Jg. 1956) Serbische Einheit (SSJ) - Nebojsa Pavkovic (Jg. 1946) Früherer Generalstabschef - Vuk Obradovic (Jg. 1947) Früherer Armeesprecher - Tomislav Lalosevic (Jg. 1958) Volkswirt - Dragan Radenovic (Jg. 1951) Bildhauer - Umfragen: Kostunica und Labus liefern sich Kopf-an-Kopf-Rennen. Zuletzt: "Strategic Marketing": Labus 29,5 Prozent Kostunica 27,4 Prozent "Ipres": Kostunica 28,2 Prozent Labus 25,7 Prozent - Wirtschaft: Die Inflation von 120 Prozent im Jahre 2000 ist in Serbien im Vorjahr auf 40 Prozent gesenkt worden, heuer dürfe sie einen weiteren Rückgang auf 15 Prozent erleben.

Die nationale Währung, der Dinar, verbucht als offizielles Zahlungsmittel in Serbien (Montenegro hat den Euro) seit der Wende im Oktober 2000 einen stabilen Kurs (60 Dinar = ein Euro) und ist seit Mitte Mai zum ersten Mal seit 1931 wieder konvertierbar.

Hartwährungsreserven der Notenbank, die sich auf 1,7 Milliarden Dollar belaufen, sind in den vergangenen zwei Jahren versechsfacht worden. Die Devisensparanlagen in Gesamthöhe von 700 Millionen Dollar sind 35-Mal so hoch wie vor zwei Jahren.

Der Privatisierungsprozess ist im vollen Gange - heuer sollen rund tausend Mittelbetriebe versteigert werden. In 50 Großbetrieben wird ebenfalls bis zum Jahresende die Teilprivatisierung abgeschlossen werden.

Die Arbeitslosigkeit beläuft sich auf über eine Million Erwerbsfähigen. Alleine 2002 sollen weitere 220.000 Arbeitnehmer arbeitslos werden. Eine Verringerung der Arbeitslosigkeit wird allerdings erst ab 2004 erwartet.

Die hohe Arbeitslosigkeit wird von niedriger Industrieproduktion begleitet. Erst heuer wird erneut ein bescheidener Zuwachs von drei Prozent erwartet.

In den ersten sieben Monaten 2002 ist der jugoslawische Export um 17 Prozent gemessen an der Vergleichsperiode des Vorjahres gestiegen. Der Lebensstandard ist in den vergangenen zwei Jahren angestiegen, allerdings auch die Lebenshaltungskosten. Die Durchschnittslöhne liegen zur Zeit bei 120 Euro.

(APA)