Die Resolution des UN-Sicherheitsrats werde keinen Einfluss auf die Politik rund um Yassir Arafats Hauptquartier in Ramallah haben, hieß es gestern in Jerusalem. Doch die Enttäuschung darüber, dass die USA diesmal Israel nicht durch ein Veto abgeschirmt hatten, war unübersehbar. Die Amerikaner hätten wohl auf ihre Interessen im Hinblick auf den geplanten Irak-Feldzug Rücksicht nehmen müssen, lautete die Interpretation der Israelis, die es aber peinlich vermieden, direkte Spitzen gegen die USA zu richten. Israels UN-Botschafter Jehuda Lancry sprach im Rundfunk von einer "Entscheidung, die darin versagt, dass sie den palästinensischen Terror nicht verurteilt und die Verantwortlichen für diesen Terror nicht aufzählt - damit hat der Sicherheitsrat seine Glaubwürdigkeit verloren". Von einem Ende der Belagerung des Mukataa-Komplexes, wie die Resolution es fordert, war zunächst keine Rede. Die Israelis forderten weiter eine Liste aller mit Arafat Eingeschlossenen, die Palästinenser wollten umgekehrt wissen, von welchen gesuchten Terroristen die Israelis eigentlich sprächen. Von einem Kompromissvorschlag, die Männer eventuell in ein palästinensisches Gefängnis zu überstellen, wollten die Israelis nichts wissen. Indessen könnte es sich im Gazastreifen erhitzen, nachdem Israels Premier Ariel Sharon die Absicht angedeutet hat, dort die Infrastruktur der Hamas ins Visier zu nehmen. In der Nacht auf Dienstag sind die Israelis blitzartig für einige Stunden in Richtung Gaza vorgestoßen - mit rund 90 gepanzerten Fahrzeugen und einigen Hubschraubern war es die größte Operation in diesem Bereich seit dem Beginn der Intifada. Neun Palästinenser, laut Armeeangaben großteils bewaffnete Extremisten, laut Palästinensern großteils Zivilisten, wurden getötet und einige mutmaßliche Waffenfabriken demoliert, das Haus eines Hamas-Selbstmordterroristen wurde zerschossen. In Hebron war am Montag ein jüdischer Familienvater erschossen worden, drei seiner Kinder wurden verletzt. (DER STANDARD, Printausgabe, 25.9.2002)