Ökologie
"Amerikaner waren nicht im Tunnel"
Amerikanischer Gerichtsmediziner als Zeuge
Salzburg - Nach der turbulenten Zeugeneinvernahme Ed Fagans, die - mit kurzen
Unterbrechungen - mehr als drei Stunden dauerte, ging die Verhandlung
während der Zeugenaussage des US-Gerichtsmediziners David Roath in
viele ruhigeren Bahnen vor sich. Nur einmal noch unterbrach Fagan,
der im hinteren Teil des Gerichtssaals Platz genommen hatte, mit
Zwischenrufen den Prozessverlauf. Richter Manfred Seiss warnte ihn,
bei einem weiteren Vorfall aus dem Saal abführen zu lassen.Nur die Österreicher hätten Zugang zu Stollen gehabt
David Roath war einen Tag nach der Brandkatastrophe am 12.
November 2000 als Einsatzleiter eines sechsköpfigen US-Teams aus
Militärangehörigen und Zivilisten nach Kaprun gereist. Ein
amerikanischer Botschafter habe das europäische Kommando der US-Armee
ersucht, bei der Bergung der Opfer zu helfen, gab der Zeuge an.
Seines Wissens sei kein Mitglied dieses US-Teams im Tunnel gewesen.
Nur die österreichischen Behörden hätten Zugang in den Stollen
gehabt. Roath: "Meiner Erkenntnis nach war auch nicht Major Drew
Stathis im Tunnel."
Keinen Auftrag über gerichtliche Voruntersuchungen erhalten
Stathis sei für das US-Team der Kontaktpunkt zu den
österreichischen Behörden gewesen. "Ich selbst war aber einige Tage
mit einem Pathologen in Salzburg, um im gerichtsmedizinischen
Institut bei der Identifizierung der Opfer anhand von DNA-Analysen
mitzuhelfen", sagte der amerikanische Arzt. Er hätte aber keinen
Auftrag über gerichtliche Voruntersuchungen erhalten und auch keine
Video-Dokumentationen angefertigt. "Ich hatte in Kaprun nur eine
Digitalkamera dabei, und die befindet sich in einer schwarzen Kisten
in einem Büro in Deutschland. Alle Fotos, die wir damals gemacht
haben, wurde dem gerichtsmedizinischen Institut bereits übergeben."
Er sei bisher noch von keinem amerikanischen Gericht aufgefordert
worden, Auskunft zu geben.
Amerikaner hätten keine eigene Fotos gemacht
Roath dementierte auch, dass Amerikaner jemals eigene Fotos
gemacht hätten. "Man darf unsere Hilfestellung nicht mit eigenen
Untersuchungen verwechseln", betonte der US-Gerichtsmediziner. Alle
Unterlagen und Aufnahmen stammten von österreichischen Behörden - vor
allem der Kriminalabteilung des Landesgendarmeriekommandos. Alle
Aufzeichnungen der US-Kommission seien in den Sterbeakten enthalten.
Mehr könne er dazu nicht sagen. Die eidesstattliche Erklärung von
Stathis habe er heute zum ersten Mal zu Gesicht bekommen, er könne
sich aber nicht vorstellen, dass sie der Wahrheit entspricht, so
sinngemäß der Zeuge.
Richter Seiss forderte die Privatangeklagtenvertreter und
Opferangehörigen schließlich auf, "nicht immer in den Wunden zu
rühren". Einige der Fragen dienten seiner Meinung nach nicht der
Wahrheitsfindung und außerdem "sollen die Leute Einsicht in den
Gerichtsakt nehmen, die Fakten sind da eindeutig angeführt". (APA)