Salzburg - "Lernen aus Beinahe-Unfällen" - so lautet der Titel einer von der Europäischen Union (EU) geförderten Studie, die am Montag in Salzburg präsentiert wurde. "Ziel des Projekts ist, das Gefahrenbewusstsein von Arbeitgebern und -nehmern zu schärfen und aus Beinahe-Unfällen zu lernen", informierte Heinrich Geißler vom Projektteam "Lernen aus Beinahe-Unfällen". Sieben österreichische Klein- und Mittelbetriebe aus Bau- und Baunebengewerbe, fünf davon aus Stadt und Land Salzburg, nahmen an der Pilotstudie teil. Einen Beinahe-Unfall erkenne man daran, dass etwas "gerade noch einmal gut gegangen ist", so Geißler. Zwei von fünf oder 40 Prozent der Beschäftigten würden Beinahe-Unfälle aus eigener Erfahrung kennen. In dem Projekt erarbeitete das neunköpfige österreichisch-schwedische Team gemeinsam mit den Pilotbetrieben Strategien, wie man Sicherheits- und Qualitätsstandards in den Unternehmen erhöhen oder zumindest beibehalten könne. Effektivität Mit folgendem Beispiel machte Geißler die Effektivität des Projekts deutlich: "In einem Bauunternehmen berichtete man über fehlendes Licht in Kellern von Rohbauten. Die Arbeiter liefen Gefahr zu stolpern. Für Strom und Beleuchtung zu sorgen, hätte aber eine halbe Stunde Zeit gekostet. Darum wurde darauf verzichtet." Durch das Gespräch kam es innerhalb des Unternehmens zu einem Umdenken. "Es wurde deutlich, dass eine Verletzung viel mehr kosten würde als nur eine halbe Stunde Zeit. So entschied man sich, in Zukunft immer zu Beginn Stromleitungen legen zu lassen", berichtete Geissler. "Das Ergebnis der elfmonatigen Studie ist ein Erfahrungs-Zirkel, der von jedem Unternehmen über das Internet unter http://www.near-accident.net herunter geladen oder bei uns (arbeitsleben Geißler-Gruber KEG, Anm.) kostenlos bestellt werden kann", informierte Geißler. Ein solcher Erfahrungs-Zirkel wäre Ausgangspunkt für Gespräche über Beinahe-Unfälle. "Das besondere an diesem Instrument ist, dass es sich am Alltag orientiert. Der Zirkel gibt Anleitungen für Gespräche, die das Bewusstsein für jene Situationen schaffen sollen, in denen man knapp an einem Unfall vorbei gegangen ist", so Geißler-Gruber. Beinahe-Unfälle stünden zwar nicht in einer direkten Ursache-Wirkungs-Beziehung mit tatsächlichen Unfällen, eine bewusste Wahrnehmung von Beinahe-Unfällen würde aber trotzdem für mehr Sicherheit am Arbeitsplatz sorgen. Denn nur so könne auf Dauer erreicht werden, dass Fehler als Chance für Verbesserungen gesehen werden. "Somit kann ein Betrieb viel Geld sparen, denn ein tatsächlicher Unfall kostet im Durchschnitt 2000 Euro", sagte Geißler. (APA)