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Blühende Rapsfelder beleben im Frühjahr das Landschaftsbild. Ein großer kommerzieller Erfolg war der Rapsanbau für die Bauern bisher nicht.

Foto: Reuters/Mitchell
Wien - Vor vier Jahren noch war alles anders: Der Rapsanbau sollte der große Renner auf Europas und auch auf Österreichs Feldern werden. Bisher hat sich das Ganze aber als Flop erwiesen, und damit auch die blühenden Zukunftsaussichten für Biodiesel. Derzeit ist der Marktanteil am Gesamtaufkommen bei "leicht unter einem Prozent", wie Werner Körbitz, Leiter des Österreichischen Biotreibstoff Institutes bestätigt. In Österreich belaufe sich die jährliche Produktion auf etwa 32.000 Tonnen pro Jahr. Sie wird kaum ausgebaut werden, weil das EU-Agrarpaket Agenda 2000 ab 2002 weniger Förderung vorsah. Aber Gerhard Popp, Sprecher des Landwirtschaftsministeriums, ortet nun auch in Brüssel das Einschlagen der "richtigen Richtung". Und die heißt für die Österreicher: endlich die Beimischung von Biodiesel im Ausmaß von zwei Prozent durchzusetzen, am besten verpflichtend. Hierzulande wird bereits beigemischt, allerdings nur freiwillig, da Brüssel vor drei Jahren die Verpflichtung dazu als wettbewerbsverzerrende Maßnahme abgelehnt hatte. Vermittlungsverfahren Derzeit läuft ein Vermittlungsverfahren in Brüssel. Und bis Jahresende hoffen Experten, dass die Kommission sich mit ihren neuen Vorstellungen durchsetzen kann: Beispielsweise sieht sie einen so genannten Substitutionsanteil (das ist die Beimischung) von zwei Prozent bis 2005 vor, bis 2010 sollte der Anteil von Biodiesel im herkömmlichen Diesel auf 5,75 Prozent geschraubt werden. Ab 2009 will nun auch Brüssel verpflichtende Beimischung von Biodiesel zuerst im Ausmaß von einem Prozent, später von 1,75 Prozent. Was Popp als Fortschritt wertet. "Das ist insbesondere in Hinsicht auf die Umsetzung des Kioto-Programms und des Abbaus von Treibhausgasen wichtig, weil der Verkehr ein riesiger Faktor ist", meint Popp. Und Körbitz rechnet vor: Wird ein Kilogramm fossiler Diesel durch ein Kilogramm Biodiesel ersetzt, werden drei Kilogramm Treibhausgase eingespart." Der Biotreibstoffexperte glaubt auch, dass mit dem Beitritt der Kandidatenländer in die EU Biodiesel als "großer Flächenstaubsauger" wirken könnte, zumal der Osten riesige landwirtschaftliche Flächen mitbringt. Auf die Ölsaaten zu setzen könnte die restliche landwirtschaftliche Überproduktion stoppen. "Fantasielos" Körbitz warnt aber auch davor, Biodiesel nur beizumischen, das sei "fantasielos". Daher auch die Forderung der verpflichtenden Beimischung, die so ohnehin nicht stimme. Vielmehr sollte Biodiesel so viel als möglich zu 100 Prozent genutzt werden, beispielsweise bei Bussen, Taxis, kommerziellen Fahrzeugen. Alle modernen Dieselautos können diesen grünen Diesel tanken. Biodiesel wird hierzulande nicht besteuert, was Vorteile gegenüber dem herkömmlichen Diesel haben kann. Allerdings hänge das vom Erdölmarkt ab. Die rund 10.000 Rapsbauern in Niederösterreich hatten heuer vermehrt mit witterungsbedingten Schwierigkeiten zu kämpfen, bestätigen Experten. So hat besonders im Osten des Landes Hitze und Wassermangel die Ölsaaten nicht so sprießen lassen, wie die Bauern es erwünscht hätten. Zwar ist der Anbau der Ölsaaten in den vergangenen drei Jahren stabil geblieben, aber der große Boom hat sich nicht eingestellt. (Esther Mitterstieler, DER STANDARD, Printausgabe 23.9.2002)