MobilCom-Sanierungsplan sieht Ausbaustopp für UMTS-Netz vor
Abbau von mehr als 1600 Arbeitsplätzen geplant
Redaktion
,
Das deutsche Telekommunikationsunternehmen
MobilCom
wird den Ausbau des eigenen UMTS-Netzes nach einem Bericht
der "Welt am Sonntag" vorerst stoppen. Die Zeitung beruft sich in
ihrem Bericht auf Informationen aus Unternehmenskreisen. Demnach ist
das Einfrieren des schnellen Multimedia-Mobilfunknetzes Bestandteil
des Sanierungsplans, der in den kommenden Tagen vorgelegt werden
soll.
"Es gibt noch Optionen"
MobilCom-Sprecher Matthias Quaritsch wollte den Bericht am Samstag
nicht bestätigen. "Es gibt nach wie vor Optionen zum Stopp des
UMTS-Ausbaus. Das hängt von unseren finanziellen Möglichkeiten ab.
Wir werden auf jeden Fall an unseren Lizenzen festhalten", sagte er.
Zu Spekulationen über den geplanten Stellenabbau bei MobilCom wollte
Quaritsch nichts sagen. Konkrete Ergebnisse könne es erst in der
kommenden Woche nach Gesprächen mit den Betriebsräten geben.
Noch mehr Arbeitsplätze gefährdet?
Die WamS berichtet, dass der Sanierungsplan für das angeschlagene
Büdelsdorfer Unternehmen einen stärkeren Arbeitsplatzabbau vorsieht
als bisher angenommen. Demnach sind deutlich mehr als 1600 Stellen
davon betroffen. In anderen Medien war von bis zu 2000 Arbeitsplätzen
die Rede, die gestrichen werden sollten.
Kredite in der Höhe von 400 Millionen Euro
Grundlage der Sanierung sind die Kredite in Höhe von 400 Millionen
Euro, die dem Unternehmen von der deutschen Regierung und von der
Kieler Landesregierung zugesagt worden sind. Die Kredite sollen das
Unternehmen dem WamS-Bericht zufolge ein halbes Jahr lang am Leben
halten und verteilen sich zu gleichen Teilen auf das
Service-Provider-Geschäft, also den Verkauf von Mobilfunk-Verträgen,
und auf das Einfrieren der UMTS-Aktivitäten.
Nötige Liquidität gesichert
MobilCom hatte am Freitag die versprochene Kapitalspritze der
Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) über 50 Millionen Euro abgerufen
und erhalten. Damit sei die nötige Liquidität für den weiteren
Geschäftsbetrieb gesichert, hieß es. Gegensätzliche Aussagen aus
Berlin und Brüssel gab es zu der Frage, ob die Brüsseler
EU-Kommission der Auszahlung zugestimmt habe. Offen ist weiterhin, ob
über die 50 Millionen Euro hinaus weitere Gelder fließen werden.
Soforthilfe statt Insolvenz
MobilCom hätte ohne die staatlich verbürgte Soforthilfe Insolvenz
anmelden müssen. Falls sich herausstellen sollte, dass die Zahlung
der 50 Millionen Euro gegen die EU-Regeln verstößt, müsste das
Unternehmen das Geld zurückzahlen. Mit der Liquiditätshilfe kann sich
MobilCom nur wenige Wochen über Wasser halten.
Forderungen als Sicherheit
Völlig offen ist, ob weitere Mittel der KfW oder der Landesbank
Schleswig-Holstein fließen werden. Die KfW dementierte zwar
nachdrücklich eine Meldung des "Spiegel", nach der die Spitze des
Hauses keine weiteren Zahlungen an MobilCom leisten werde. Tatsache
ist aber auch, dass als Sicherheit für einen weiteren Kredit über 270
Millionen Euro die MobilCom AG allein Forderungen aus ihren Verträgen
mit France Telecom anbieten kann. Die Kieler Landesbank hat ihren
Kredit über 80 Millionen Euro zudem davon abhängig gemacht, dass ein
unabhängiger Wirtschaftsprüfer die Tragfähigkeit der
MobilCom-Konzepte bestätigt. Außerdem will die Landesbank weitere
Institute ins Boot holen.(APA/dpa)
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