Bei Verschärfung des Konflikts zwischen USA und Irak erwarten Experten Ölpreis bei bis zu 40 Dollar je Barrel - Weltenergieverbrauch steigt weiter
Redaktion
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Hamburg/Osaka - Sollte sich der Konflikt der USA mit dem
Irak verschärfen, wird sich der Ölpreis nach Einschätzung deutscher
Wirtschaftsexperten drastisch verteuern. Bis zu 40 Dollar je Barrel
(rund 159 Liter) erwarteten sie dann. In den vergangenen Wochen hatte
ein Barrel in der Spitze etwa 30 Dollar gekostet. Der
Energieverbrauch wird nach jüngsten Prognosen der der Internationalen
Energie-Agentur (IEA) in den kommenden Jahrzehnten weltweit weiter
dramatisch wachsen. Im Jahr 2030 benötigten die Menschen zwei Drittel
mehr Energie, vor allem Öl, Gas und Kohle.
IEA-Exekutiv-Direktor Robert Priddle sagte beim Internationalen
Energie-Forum zu Wochenschluss, es sei keine Freigabe der
Notfall-Ölreserven geplant, falls in einem Kriegsfall mit Irak
lediglich die irakischen Öl-Exporte ausfallen sollten. Bereits vor
einigen Tagen hatte die Organisation Erdöl Exportierender Länder
(OPEC) bekannt gegeben, die tägliche Ölfördermenge bis zum Jahresende
nicht erhöhen zu wollen.
"Heizöl wird dann um über 30 Prozent teurer"
Im Fall einer Verschärfung der Lage im Irak rechnet Klaus
Matthies vom Hamburger Weltwirtschaftsarchiv (HWWA) nach einem
Bericht der "Bild am Sonntag" mit einem Anstieg des Ölpreises von
derzeit 28 bis 29 Dollar je Barrel auf rund 40 Dollar je Barrel.
"Heizöl wird dann um über 30 Prozent teurer", zitierte das Blatt den
Ölexperten. Alternativen gebe es für die Verbraucher nicht, da der
Gaspreis an den Ölpreis gekoppelt sei und daher ebenfalls deutlich
steigen werde.
Priddle sagte weiter, die IEA, die 26 Industrienationen in
Energieversorgungsfragen berät, werde auch keine Freigabe der
Reserven zum Ausgleich gegen Preisspekulation beim Öl veranlassen.
Die IEA müsse zuvor sicher sein, dass es einen "klaren Beweis für
einen drohenden Versorgungsengpass" gebe. Nach der Ölkrise 1974 haben
sich die IEA-Mitglieder verpflichtet, zur Sicherung der
Energieversorgung eine Öl-Bevorratung anzulegen, die dem Bedarf von
90 Tagen entspricht. Diese Reservemengen sollen aber nicht zur
Preisregulierung eingesetzt werden. Zuletzt war Öl aus der
strategischen Reserve im August 1990 freigegeben worden, als Irak in
Kuwait einmarschiert war.
Auswirkungen
Die Anzeichen für eine Vorbereitung eines Militärschlags der USA
gegen Irak hatten sich in den vergangenen Wochen bereits auf die
Ölpreise ausgewirkt und den Preis je Barrel auf in der Spitze etwa 30
Dollar ansteigen lassen. Die OPEC-Förderländer hatten unterdessen
erklärt, im vierten Quartal dieses Jahres sei keine Erweiterung der
Fördermenge geplant. Die OPEC zielt auf ein Preisniveau zwischen 22
und 28 Dollar je Barrel.
Die amerikanischen Kriegsdrohungen gegen Irak sind nach Meinung
der EU nicht schuld am derzeit hohen Rohölpreis. Das erklärte am
Sonntag EU-Energiekommissarin Loyola de Palacio am Rand des
Internationalen Energieforums im japanischen Osaka. Sie sprach sich
für bessere Statistiken über Produktion und Nachfrage an den
Rohölmärkten aus.
Priddle sagte, er erwarte, dass in einem Irak-Krieg zunächst die
OPEC über eine Mengensteuerung das Preisniveau kontrollieren werde.
Der Exekutiv-Direktor erteilte Plänen einzelner EU-Mitgliedsstaaten
eine Absage, die Öl-Reserven um den Bedarf für weitere 30 Tage
aufzustocken, um damit die Preisentwicklung beim Öl zu beeinflussen.
Solche Pläne seien "absurd", sagte Priddle.
Die derzeitige offizielle Förderquote der OPEC-Länder liegt bei
insgesamt 21,7 Millionen Barrel täglich. (Reuters)
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