Seefeld - Seit zwei Wochen ist für die Behandlung von Schizophreniepatienten erstmals ein Antipsychotikum mit Depotwirkung in Österreich zugelassen. Für Wolfgang Fleischhacker von der Universitätsklinik für Psychiatrie in Innsbruck stellt das u. a. an seinem Institut mitentwickelte Medikament einen weiteren Fortschritt bei der pharmakologischen Behandlung schizophrener Störungen dar.Die neuen Möglichkeiten auf diesem Gebiet sind Schwerpunkt des "14. Alpenländischen Psychiatriesymposium" in Seefeld. Gemeinsam mit seiner Institutskollegin Martina Hummer betont Fleischhacker, dass eine erfolgreiche Behandlung von Schizophrenie auf enger Verzahnung von medikamentöser und psychotherapeutischer Behandlung bei gleichzeitigen Maßnahmen zur sozialen Rehabilitation basieren müsse. Das neue, per Spritze zweimal monatlich zu verabreichende Antipsychotikum zählt zur so genannten zweiten Generation dieser Medikamente, welche deutlich gemilderte Nebenwirkungen aufweist. Jene der ersten Generation (Neuroleptika) hätten viel zur Diskriminierung von Patienten beigetragen, weil sie zu typischen Bewegungsstörungen führten, die auch von Laien zuordenbar waren. Die Mehrzahl der in den letzten Jahren entwickelten Medikamente basiere auf einer Blockade der Dopaminrezeptoren im Gehirn. Eine Störung dieses Neurotransmittersystems gilt als zentrale Ursache für schizophrene Erkrankungen. Primäre Erscheinungen der lange Zeit mythenumrankten Krankheit sind Störungen des Denkens, der Wahrnehmung und des Erlebens. Einer von hundert Menschen ist im Laufe seines Lebens von einer schizophrenen Erkrankung betroffen, rund ein Drittel der Fälle ist dabei chronisch. (hs/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21./22. 9. 2002)