Wien - Im öffentlichen Streit um offenbar jahrelang zu viel verrechnete Kreditzinsen ortet die Arbeiterkammer jetzt ein Umdenken in der Kreditwirtschaft. Immer mehr Kreditinstitute strebten eine außergerichtliche Einigung an, erklärte am Freitag Günther La Garde, Konsumentenschützer in der Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ). Das sei auch für den Kunden die schnellste und am wenigsten bürokratische Lösung. Allein in den vergangen Tagen seien betroffenen Kreditnehmern nach Intervention der AKNÖ-Kreditexperten "erstaunliche Summen" ausbezahlt worden. So seien einem einzigen Betroffenen allein 21.500 Euro an zu viel berechneten Zinsen ausbezahlt worden. Einem anderen seien 12.189 Euro aufs Konto überwiesen worden. Eine weitere Rekordsumme von 8.100 Euro habe ein geschädigter Kreditnehmer von seiner Bank refundiert erhalten. "Unzulässige Berechnugnsformel" "Summen, mit denen keiner je gerechnet hätte und die sie ohne die Intervention der AK nie gesehen hätten, so La Garde. Schon im Oktober 1999 hätten die Konsumentenschutzexperten der NÖ Arbeiterkammer aufgedeckt, dass die österreichischen Banken durch Anwenden einer "unzulässigen Berechnungsformel" ihren Kunden oft zu viele Zinsen berechneten. In der Zwischenzeit "akzeptierten die meisten Banken die Rechtsansicht der AK", ist La Garde überzeugt. Auch einige Prozesse wurden eingeleitet. Rund 6 Mill. Euro an zu viel bezahlten Zinsen sei den betroffenen Kreditnehmern bis dato refundiert worden, hieß es am Freitag in einer AKNÖ-Information. Umdenken gefragt Ein aktuelles Urteil des Handelsgerichts Wien gibt für La Garde "nun Anlass zur Hoffnung, dass auch bei den restlichen Banken - insbesondere der BAWAG/P.S.K.-Gruppe - ein solches Umdenken einsetzt." Der Konsumentenschützer sieht in diesem Urteil - es ist wie berichtet noch nicht rechtskräftig, die BAWAG hat Berufung angekündigt - einen "Etappensieg". Er sieht darin "alle Vorwürfe, die wir aufgezeigt haben, bestätigt." La Garde hofft nun auch bei der BAWAG auf einen "Sinneswandel." Allein in der AKNÖ lägen rund 1.000 Fälle von betroffenen Kreditnehmern der BAWAG/P.S.K.-Gruppe auf, die auf Erledigung warteten. BAWAG will sich nicht vergleichen Die BAWAG/P.S.K. denkt - anders als andere Großbanken - auch weiterhin nicht an außergerichtliche Vergleiche. "Ich nehme an, die anderen werden wissen, warum sie sich vergleichen. Wir sind nicht die anderen. Unsere Zinsgleitklausel ist korrekt", so ein Sprecher der BAWAG/P.S.K. am Freitag zur APA. (APA)