Lambsdorff: Möllemann als Vize-FDP-Chef nicht mehr tragbar
FDP-Ehrenvorsitzender für Amtsenthebung des stellvertretenden Parteichefs nach neuen Antisemitismus-Vorwürfen
Redaktion
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Berlin - Der FDP-Ehrenvorsitzende Otto Graf Lambsdorff
geht davon aus, dass der stellvertretende Parteichef Jürgen Möllemann
nach dem jüngsten Antisemitismus-Streit nun seines Amtes enthoben
wird. Mit Möllemanns jüngstem Flugblatt sei die Grenze zur Intoleranz
überschritten worden, sagte Lambsdorff am Freitag im Deutschlandfunk.
Damit habe Möllemann der Partei ganz erheblich geschadet, den
Wahlkampf der FDP beschädigt und den Aktionsradius des Vorsitzenden
eingeengt. "Und wenn jemand der Partei geschadet hat, kann er in
dieser Funktion (des stellvertretenden Parteivorsitzenden) nach
meiner Meinung nicht verbleiben", sagte Lambsdorff. Entschieden
werden müsse dies aber auf einem Bundesparteitag.
Möllemann hatte jüngst in einem Wahlkampf-Flugblatt Israels
Ministerpräsident Ariel Sharon und dem Vizevorsitzenden des
Zentralrats der Juden in Deutschland, Michel Friedman, erneut
kritisiert. Ähnliche Kritik Möllemanns hatte bereits vor Monaten zu
öffentlichen Auseinandersetzungen zwischen Möllemann und dem
Zentralrat der Juden und Kritik aus breiten Teilen der Gesellschaft
geführt.
Lambsdorff sagte, am Donnerstag habe es vor dem geplanten
gemeinsamen Wahlkampfauftritt Möllemanns mit Parteichef Guido
Westerwelle eine eindeutige Distanzierung von Möllemann gegeben.
"Gestern Nachmittag um 16:10 Uhr hat mich Jürgen Möllemann angerufen,
und dann habe ich ihm gesagt, es wäre besser, er bliebe weg", sagte
Lambsdorff. "Das wollte er (Möllemann) nicht. Dann habe ich ihm
gesagt, wenn sie nicht wegbleiben, dann werde sie erleben, dass
Westerwelle, Genscher und ich den Saal verlassen. Daraufhin ist er
weggeblieben. Klarer kann es nicht gehen", sagte der
FDP-Ehrenvorsitzende. Möllemann war auf der Veranstaltung kurz
aufgetaucht, hatte sie dann aber wieder mit der Begründung verlassen,
er habe Hinweise, dass die Veranstaltung von Demonstranten gestört
werden solle.
SPD-Generalsekretär Franz Müntefering kritisierte am Freitag die
Vorgänge in der FDP deutlich. "Wenn ich mir angucke, was diese
Chaostruppe im Augenblick veranstaltet", sagte Müntefering im ZDF.
"Möllemann hat Westerwelle offensichtlich wieder in den Schwitzkasten
genommen. Er hat das Sagen. Er bestimmt das Tempo in der Partei."
Deshalb könne er nur hoffen, dass man vor einer Koalition mit der FDP
bewahrt werde. (Reuters)
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