New York/Washington - Nach Einschätzung des Leiters der UNO-Waffeninspekteure, Hans Blix, könnten die Abrüstungskontrollen im Irak in wenigen Wochen wieder aufgenommen werden. Nach einem Zeitplan, den Blix am Donnerstag dem Weltsicherheitsrat in New York vorlegte, würden die ersten UNO-Experten bereits Mitte Oktober in Bagdad eintreffen, um dort die Voraussetzungen für den Neubeginn der Inspektionen zu schaffen. US-Außenminister Colin Powell bekräftige unterdessen die Forderung nach einer neuen, schärferen Resolution des Sicherheitsrats ab. Blix berichtete dem Sicherheitsrat zwei Stunden lang hinter verschlossenen Türen über seine Begegnung mit irakischen Experten Anfang der Woche in New York. Bei seinem ersten Treffen mit den Irakis hatte Blix vereinbart, vom 30. September bis 2. Oktober in Wien logistische Einzelheiten über die Rückkehr der UNO-Waffeninspekteure zu erörtern. Dabei soll es um Landeplätze für Hubschrauber und Flugzeuge, um Labors und Kommunikationszentralen sowie Geländefahrzeuge und Unterkünfte für die Inspekteure der UNO-Waffenkommission UNMOVIC gehen, erläuterte Blix vor Journalisten. Knapp zwei Wochen später soll sich eine Vorhut der UNO-Inspekteure auf den Weg machen und voraussichtlich am 15. Oktober ihre Arbeit im Irak aufnehmen. "Auf keinen Fall akzeptabel" US-Außenminister Powell betonte in einer Kongressanhörung in Washington, eine Rückkehr der Inspekteure zu denselben Bedingungen, die zu ihrem Abzug 1998 führten, sei "auf keinen Fall akzeptabel". Viele UNO-Mitglieder, darunter einige im Sicherheitsrat, wollten den Irak beim Wort nehmen und die Inspekteure ohne irgendeine neue Resolution oder Vollmacht erneut entsenden. Doch das sei "ein Rezept fürs Scheitern", sagte Powell. Wenn die Lösung des irakischen Problems neue Waffeninspektionen erfordern sollte, dann müssten diese mit der Autorität einer neuen Resolution vorgenommen werden, sagte der Außenminister weiter. Powell forderte eine Resolution mit genügender "Stärke", um nicht nur Waffeninspektionen, sondern Entwaffnung zu bewirken. Blixs Konzept stützt sich auf die UNO-Resolution 1284 aus dem Jahr 1999, die einen Abschluss der Inspektionen innerhalb einer Jahresfrist anpeilt - bei voller Unterstützung durch den Irak. US-Militärplaner halten nach Presseinformationen den kommenden Februar für den besten Zeitpunkt, um mit massiven Luftangriffen einen Krieg gegen den Irak zu beginnen. Die "Washington Times" berichtete am Freitag unter Berufung auf Verteidigungskreise, die Planer gingen davon aus, dass die Kämpfe bis zum April dauern könnten, bevor die Sommerhitze am Golf einsetze. Einige Kongressabgeordnete äußerten indes Kritik an einem Alleingang der USA in der Irak-Frage. Beim angestrebten Sturz des irakischen Präsidenten Saddam Hussein setzten die US-Militärplaner maßgeblich auf die Unterstützung von Überläufern aus der irakischen Armee, berichtete die "Washington Times" weiter. Ein Truppenaufmarsch am Golf könne binnen Wochen abgeschlossen werden. Vor dem Golfkrieg 1991 hatten die USA und ihre Verbündeten über einen Zeitraum von sechs Monaten Truppen in der Region zusammengezogen. Das US-Verteidigungsministerium nahm zu dem Bericht nicht Stellung. Bush habe noch keinen konkreten Kriegsplan verabschiedet, berichtete das Blatt weiter. Den Planungen zufolge wollten die USA aber in einem ersten Schritt versuchen, mit Marschflugkörpern und Tarnkappenbombern möglichst viele Ziele auszuschalten. Sobald die Luftabwehr des Irak ausgeschaltet sei, könnten Langstreckenbomber vom Typ B-52 und B-1 zum Einsatz kommen, um irakische Kommandozentralen und Saddams Hauptquartier ins Visier zu nehmen. Über die Größe der Streitmacht sei das Verteidigungsministerium noch nicht schlüssig. Die erwogene Truppenstärke liege zwischen 75.000 und 250.000 Soldaten, die möglichst breit über die Region verteilt werden sollten. (APA/dpa/Reuters)