Irak
UNO-Waffeninspektionen im Irak theoretisch ab Oktober möglich
USA bestehen auf neuer Resolution - "Washington Times" berichtet über Kriegsszenario ab Februar 2003
New York/Washington - Nach Einschätzung des
Leiters der UNO-Waffeninspekteure, Hans Blix, könnten die
Abrüstungskontrollen im Irak in wenigen Wochen wieder aufgenommen
werden. Nach einem Zeitplan, den Blix am Donnerstag dem
Weltsicherheitsrat in New York vorlegte, würden die ersten
UNO-Experten bereits Mitte Oktober in Bagdad eintreffen, um dort die
Voraussetzungen für den Neubeginn der Inspektionen zu schaffen.
US-Außenminister Colin Powell bekräftige unterdessen die Forderung
nach einer neuen, schärferen Resolution des Sicherheitsrats ab. Blix berichtete dem Sicherheitsrat zwei Stunden lang hinter
verschlossenen Türen über seine Begegnung mit irakischen Experten
Anfang der Woche in New York. Bei seinem ersten Treffen mit den
Irakis hatte Blix vereinbart, vom 30. September bis 2. Oktober in
Wien logistische Einzelheiten über die Rückkehr der
UNO-Waffeninspekteure zu erörtern. Dabei soll es um Landeplätze für
Hubschrauber und Flugzeuge, um Labors und Kommunikationszentralen
sowie Geländefahrzeuge und Unterkünfte für die Inspekteure der
UNO-Waffenkommission UNMOVIC gehen, erläuterte Blix vor Journalisten.
Knapp zwei Wochen später soll sich eine Vorhut der UNO-Inspekteure
auf den Weg machen und voraussichtlich am 15. Oktober ihre Arbeit im
Irak aufnehmen.
"Auf keinen Fall akzeptabel"
US-Außenminister Powell betonte in einer Kongressanhörung in
Washington, eine Rückkehr der Inspekteure zu denselben Bedingungen,
die zu ihrem Abzug 1998 führten, sei "auf keinen Fall akzeptabel".
Viele UNO-Mitglieder, darunter einige im Sicherheitsrat, wollten den
Irak beim Wort nehmen und die Inspekteure ohne irgendeine neue
Resolution oder Vollmacht erneut entsenden. Doch das sei "ein Rezept
fürs Scheitern", sagte Powell. Wenn die Lösung des irakischen
Problems neue Waffeninspektionen erfordern sollte, dann müssten diese
mit der Autorität einer neuen Resolution vorgenommen werden, sagte
der Außenminister weiter. Powell forderte eine Resolution mit
genügender "Stärke", um nicht nur Waffeninspektionen, sondern
Entwaffnung zu bewirken. Blixs Konzept stützt sich auf die
UNO-Resolution 1284 aus dem Jahr 1999, die einen Abschluss der
Inspektionen innerhalb einer Jahresfrist anpeilt - bei voller
Unterstützung durch den Irak.
US-Militärplaner halten nach Presseinformationen den kommenden
Februar für den besten Zeitpunkt, um mit massiven Luftangriffen einen
Krieg gegen den Irak zu beginnen. Die "Washington Times" berichtete am
Freitag unter Berufung auf Verteidigungskreise, die Planer gingen
davon aus, dass die Kämpfe bis zum April dauern könnten, bevor die
Sommerhitze am Golf einsetze. Einige Kongressabgeordnete äußerten
indes Kritik an einem Alleingang der USA in der Irak-Frage.
Beim angestrebten Sturz des irakischen Präsidenten Saddam Hussein
setzten die US-Militärplaner maßgeblich auf die Unterstützung von
Überläufern aus der irakischen Armee, berichtete die "Washington
Times" weiter. Ein Truppenaufmarsch am Golf könne binnen Wochen
abgeschlossen werden. Vor dem Golfkrieg 1991 hatten die USA und ihre
Verbündeten über einen Zeitraum von sechs Monaten Truppen in der
Region zusammengezogen. Das US-Verteidigungsministerium nahm zu dem
Bericht nicht Stellung.
Bush habe noch keinen konkreten Kriegsplan verabschiedet,
berichtete das Blatt weiter. Den Planungen zufolge wollten die USA
aber in einem ersten Schritt versuchen, mit Marschflugkörpern und
Tarnkappenbombern möglichst viele Ziele auszuschalten. Sobald die
Luftabwehr des Irak ausgeschaltet sei, könnten Langstreckenbomber vom
Typ B-52 und B-1 zum Einsatz kommen, um irakische Kommandozentralen
und Saddams Hauptquartier ins Visier zu nehmen. Über die Größe der
Streitmacht sei das Verteidigungsministerium noch nicht schlüssig.
Die erwogene Truppenstärke liege zwischen 75.000 und 250.000
Soldaten, die möglichst breit über die Region verteilt werden
sollten. (APA/dpa/Reuters)