Forschung & Geschlecht
Parasiten unter Verdacht
Sind kleine Mitesser und nicht Autounfälle oder Gewalttaten schuld an kürzerer Lebensdauer von Männern?
Washington - Britische ForscherInnen verdächtigen Parasiten,
an der im Allgemeinen kürzeren Lebensdauer von Männern mit schuld zu
sein. Traditionell wird der frühere Tod der männlichen Bevölkerung
mit ihrem höheren Opferanteil bei Autounfällen, Gewalttaten und
Selbstmorden erklärt. Doch Sarah Moore und Kenneth Wilson von der
britischen Universität Stirling tippen auf einen zusätzlichen Faktor. Durchwegs haben sich männliche Säugetiere einer größeren
Parasitenlast zu erwehren, schreiben die beiden ForscherInnen in der
Wissenschaftszeitschrift "Science" (Bd. 297, S. 2015) vom Freitag.
Sie dürfte sich im Verlauf von Jahren oder Jahrzehnten
lebensverkürzend auswirken, spekulieren die ExpertInnen. Zur Erklärung
für die größere Anfälligkeit männlicher Säuger nennen die beiden
BiologInnen mehrere Gründe, können den Zusammenhang jedoch nicht
belegen.
Größe zählt
Eine mögliche Erklärung sei, dass Männer auf Grund ihrer Größe
mehr Parasiten in sich beherbergen und allein deshalb von mehr
Erregern attackiert werden. Eine andere Möglichkeit wäre, dass das
männliche Hormon Testosteron die Abwehrkräfte dämmt und Adam deshalb
anfälliger für Parasiten macht als Eva.
zwei- bis viermal höheres Risiko
Ian Owens, ein britischer Kollege der beiden WissenschafterInnen, weist
in einem Begleitartikel von "Science" darauf hin, dass die Gefahr,
einer Infektion zu erliegen, in den USA, Großbritannien und Japan für
Männer doppelt so groß ist wie für Frauen. In Ländern wie Kasachstan
und Aserbeidschan liege das Risiko für Männer sogar bei einem Faktor
vier.
Waschfrauen gefährdet
Owens verweist zudem darauf, dass Männer und männliche Säugetiere
auf Grund ihrer Lebensweise im Durchschnitt einer erhöhten Gefahr des
Parasitenbefalls ausgesetzt sein könnten. So kehre sich das
Verhältnis in einigen Regionen um, in denen zum Beispiel Frauen durch
Wäschewaschen im Fluss häufiger von bestimmten Fadenwürmern befallen
werden als Männer. (APA)