Tschechien: Staatsanwalt fordert fünf Jahre Haft für Jakes und Lenart
Ehemaligen KP-Funktionären wird Beihilfe zum Landesverrat im August 1968 vorgeworfen
Redaktion
,
Prag - Jeweils fünfjährige Freiheitsstrafen hat am
Donnerstag der Prager Staatsanwalt für zwei ehemalige hochrangige
tschechoslowakische KP-Funktionäre, Milous Jakes und Jozef Lenart,
gefordert. In dem Gerichtsprozess geht es um den Einmarsch vom August
1968. Beiden Beschuldigten wird Beihilfe zum Versuch des
Landesverrates vorgeworfen, indem sie sich in der Invasionsnacht an
der Bildung einer so genannten Arbeiter-Bauern-Regierung beteiligt
haben sollen. Wann das Urteil gefällt werden soll, war zunächst nicht
bekannt. Möglicherweise werde es schon am (morgigen) Freitag sein,
hieß es.
Der Staatsanwalt erklärte weiters in seiner Abschlussrede, dass
die vorgeschlagenen Strafen angesichts des Alters von Jakes (80) und
Lenart (79) niedrig seien. Darüber hinaus sei seit der Straftat
bereits viel Zeit - über 34 Jahre - vergangen. Jakes und Lenart seien
zwar nicht die Hauptorganisatoren der Verhandlungen über die Bildung
der "Arbeiter-Bauern-Regierung" gewesen, allerdings hätten sie an den
Gesprächen darüber in der sowjetischen Botschaft in Prag teilgenommen
und seien damit einverstanden gewesen, so der Staatsanwalt.
Niederschlagung des Prager Frühlings
Die Warschauer-Pakt-Truppen waren in der Nacht vom 20. auf 21.
August 1968 in die damalige Tschechoslowakei einmarschiert, um die
als "Prager Frühling" bekannte Reformbewegung des damaligen
KP-Generalsekretärs Alexander Dubcek niederzuschlagen. Die Mitglieder
des Reformflügels innerhalb der Parteiführung, einschließlich Dubcek,
wurden in der Nacht nach Moskau entführt, während die Konservativen
mit Hilfe der sowjetischen Botschaft jene "Arbeiter-Bauern-Regierung"
in Prag etablieren sollten, die die Invasion legalisieren sollte.
Schließlich wurde aber diese Regierung nicht gebildet, weil dies an
dem Widerstand des damaligen Staatspräsidenten Ludvik Svoboda
scheiterte, der als Veteran des Zweiten Weltkrieges seitens Moskau
respektiert war. (APA)
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