Bühne
Salzburger Theaterbilanz
Landestheater zufrieden mit vergangener Saison - Premiere von Hochhuths "Nachtmusik"
Salzburg - Eine positive Bilanz über die vergangene
Spielzeit zog Salzburgs Landestheaterintendant Lutz Hochstraate
am Donnerstag. Die Vorstellungen der Saison 2001/2002 waren zu 86
Prozent ausgelastet, man liege damit im Spitzenfeld der
deutschsprachigen Häuser. "Jetzt gehen wir mit Vitalität, Mut zum
Neuen und zu Großem" in die nächste Saison, betonte Hochstraate bei
einem Pressegespräch.Vorschau
Am Samstag hat die deutschsprachige Erstaufführung
Rolf Hochhuths "Nachtmusik" - ein Stück über Mozarts letzte
Liebhaberin und deren Schicksal - in der Inszenierung von Michael
Worsch im Landestheater Premiere. Das Requiem für drei Personen in
zwei Bildern war bereits in einer englischen Übersetzung in Glasgow
mit großem Erfolg gespielt worden. "In Deutschland will man mich
nicht", so Hochhuth bei dem Pressegespräch. Es sei eine heikle Sache,
"in Salzburg ein Mozart-Stück loszulassen", so der Autor. Das
"Ehegezankel" mit tödlichem Ausgang sei nach wie vor gegenwärtig.
Die "Nachtmusik"
Hochhuth hat ein Stück für drei Schauspieler geschrieben, in dem
er dem Hofkanzlisten Franz Hofdemel unterstellt, Mozart aus
Eifersucht vergiftet und seiner Frau Magdalena aus den selben Gründen
die Kehle durchgeschnitten zu haben. Diese hatte - laut Hochhuth -
eine Affäre mit Mozart und erwartete ein Kind von ihm. Im zweiten
Teil dieses Dramas um Unterstellung, Gewalt und Skandale trifft
Magdalena, die die Attacke ihres rasenden Mannes schwer verletzt
überlebt hat, auf Kaiser Leopold, von dem sie Gnade und ein
christliches Begräbnis für ihren Mann erwirken will. Dieser hatte
sich nach seiner Gewalttat gegen Magdalena das Leben genommen.
Leopold - laut Worsch angstbeherrschter Monarch in unruhigen Zeiten -
versucht, von Magdalena Intimitäten zu erfahren. Doch diese kämpft um
ihre Würde und öffnet sich nur zögerlich.
Gespielt wird das Drei-Personen-Stück von Gudrun Tielsch
(Magdalena Hofdemel), Markus Völlenklee (Franz Hofdemel) und Wolfgang
Krassnitzer (Kaiser Leopold). Die Salzburger Musikerin Sabina Hank
hat die Musik für dieses Historiendrama komponiert. "Genau diese
Musikerin habe ich mir für diese Inszenierung gewünscht, Sabina hat
außergewöhnlich stimmungsvolle Musik geschaffen", sagte Worsch. "In 'Nachtmusik' will ich zeigen, dass sich die
Art, wie sich Menschen kränken, verletzen und provozieren in den
vergangenen Jahrhunderten nicht geändert hat. Und genau dafür waren
Sabina und Amra kongeniale Partner. Hochhuth selbst hat nach der
Hauptprobe gesagt, er habe nicht gedacht, dass man dieses Stück so
zeitgemäß interpretieren kann."
Wie es weiter geht
Nächste große Vorstellung ist "Tristan und Isolde", die in
Koproduktion mit dem Staatstheater Saarbrücken im Rahmen der
Salzburger Kulturtage 2002 geboten wird. "Nächstes Jahr wird es
keinen Wagner geben, weil wir uns es nicht leisten können", so
Hochstraate. Insgesamt fünf Mal wird Leopold Hager das Mozarteum
Orchester leiten. In den Hauptrollen dieser Christian
Pöppelreiter-Inszenierung singen Stefano Algieri (Tristan), Hiroshi
Matsui (König Marke) und Jayne Casselman (Isolde). Die Premiere im
Großen Festspielhaus ist am 13. Oktober. (APA)