Barry Adamson
The King Of Nothing Hill
(Mute/Virgin)

Foto: Mute/Virgin
JAY-JAY JOHANSON Antenna (BMG) Wer sich von unserem alten, schwülen TripHop-Schweden mit der in Hallräumen verloren gehenden Kopfstimme auf seinem vierten Album wieder eine Gratwanderung zwischen Portishead und den frühen Massive Attack erwartet hat, wird möglicherweise enttäuscht werden. Einerseits entdeckt der Mann mit Starstatus in Frankreich rechtzeitig zum aktuellen Haute Couture-Katalog die späten 70er- und frühen 80er-Jahre wieder. Das äußert sich nicht nur in aus dieser Zeit wohl bekannten Songtiteln wie On The Radio , Automatic Lover oder 1984. Auch die Kombination aus Billigs- dorfer-Disco im Stile von Giorgio Moroder, der Musik zu alten französischen Zeichentrickfilmen à la Michel Vaillant (Hallo, Daft Punk!) und kühler New Wave-Plastikästhetik, etwa im Song Déjà Vu , sieht die Zukunft eindeutig in der Vergangenheit. Konzessionen an die Neuzeit werden allerdings auch gemacht. Immerhin hält auch hier in die Schule unterkühlter Dancefloor-Romantiker trotz unmissverständlicher House-Verweise (ha, ha!) der Laptop seinen Einzug. Er zerbröselt beim Tanzen ein paar Kekse und knistert mit der Zellophan-Verpackung. Zwei, drei Downtempo-Hatscher mit Streichorchester konnte sich Johanson allerdings mit Blick auf sein altes Publikum nicht verkneifen. Das liegt ihm auch eindeutig am besten. BARRY ADAMSON The King Of Nothing Hill (Mute/Virgin) Der ehemalige Bassist der legendären New Wave-Band Magazine und am Anfang von Nick Caves Solokarriere bei dessen Bad Seeds im Dienst hat ein Problem. Sein erstes Soloalbum, Moss Side Story aus 1989, war gleichzeitig sein bestes. Zwar huldigte Adamson auch auf späteren Arbeiten wie The Negro Inside Me oder Oedipus Schmoedipus mit Gastsängern wie Cave oder Anita Lane seiner Liebe zum Kino im Kopf und dunklen, soundtrack-artigen Popformaten im Stile von Ennio Morricone, Miles Davis ( Fahrstuhl zum Schafott ) oder Bernard Herrmann - inklusive Geisterhaus-Orgel, Beserlschlagzeug und Geheimagenten-Gitarre. Allerdings belegt auch diese Arbeit wieder, dass Tricky auf diesem Gebiet eindeutig die besseren Tracks produziert. Ein überzeugender Sänger ist Barry Adamson schon gar nicht. Was sich in verstärktem Flüstern äußert. Auch das kann Tricky besser. (DER STANDARD, Printausgabe, 20.9.2002)