Verwirrung in griechischen Internet-Cafes: Wer sich dort an virtuellen Spielen versucht, läuft Gefahr, verbotenes Terrain zu betreten. So richtig weiß momentan niemand, was Recht oder Unrecht ist: Ein im Juli dieses Jahres verabschiedetes Gesetz besagt, dass grundsätzlich alle elektronischen Internet-Spiele wie Poker, Roulette und Backgammon, ja sogar Schach illegal sind. Bei Verstößen drohen vor allem Besitzern von Internet-Cafes Geldstrafen bis zu 5.000 Euro. Doch das Gesetz wurde inzwischen von der Justiz für ungültig erklärt.Proteste der Elternverbände Mit der strengen Gesetzgebung hatte die griechische Regierung auf die seit Monaten andauernden Proteste von Elternverbänden reagiert. Vor allem Kinder sollten mit dem Verbot davon abgehalten werden, bei Glücksspielen im Internet ihr ganzes Taschengeld zu verjubeln. Erlaubt sind Glücksspiele aller Art lediglich in Kasinos, die über eine entsprechende Lizenz verfügen. Verfassungswidrig oder nicht? Am vergangenen Dienstag begann das Chaos - für Internet-Cafe-Besitzer wie für Gäste gleichermaßen: Ein Gericht in Nordgriechenland erklärte das Gesetz für verfassungswidrig und stiftete damit heftige Verwirrung: Was ist noch erlaubt und was nicht? Und was geschieht mit Menschen, die wegen derlei Verstößen bereits verurteilt wurden? Kurz nach der gerichtlichen Entscheidung mussten jedenfalls drei Cafe-Inhaber, die wegen illegaler Spiele angeklagt worden waren, wieder freigesprochen werden. "Schwarze Schafe gibt es aber überall" "Es gibt manche unter uns, die viel Geld mit Glücksspielen im Internet machen. Schwarze Schafe gibt es aber überall", erklärte der Sprecher eines griechischen Internet-Cafe-Verbandes im Radio. Das dürfe aber nicht zu einem allgemeinen Verbot aller Spiele führen. "Dann können wir gleich unsere Cafes schließen." Harte Vorgehensweise Seit Jahrzehnten gehen griechische Regierungen hart gegen alle Arten von Glücksspielen vor. Bereits in den fünfziger Jahren waren sämtliche - damals vor allem mechanische - Spiele verboten worden. "Eins der Merkmale unseres Volkes ist das Zocken", sagte ein Sprecher des Justizministeriums im Fernsehen. Milliarden würden jährlich in Griechenland verspielt. Das Land brauche wirklich keine versteckten Kasinos. Der Sprecher deutete aber auch an, dass die Regierung an einem neuen Gesetz arbeitet; danach sollen dann verbotene Spiele deutlicher gekennzeichnet werden, so dass man auch im Internet-Cafe wieder guten Gewissens ein "sauberes" Spielchen wagen könne. (APA/Takis Tsafos/dpa)