Klagenfurt - Wer ist der große Unbekannte, der Jörg Haider und seine Familie wegen der Abfangjäger bedroht haben soll? Noch sind die Kärntner Sicherheitsbehörden bei ihren Ermittlungen offenbar nicht viel weiter gekommen. Im Gegenteil - das Rätsel scheint jetzt noch undurchsichtiger als zuvor.

Ein Zeuge, der die Bedrohungsszene in dem Klagenfurter Innenstadtlokal beobachtet haben will, behauptet nämlich in einem anonymen Fax an den STANDARD, dass eigentlich alles ganz anders gewesen sei. Demnach habe Haider gerade das Lokal verlassen wollen, als ein Mann auf ihn zukam, schreibt der Zeuge. An der Tür hätten sie einander dann getroffen. Haider schien den Mann zu kennen und habe ihm beim Verlassen des Lokals die Hand entgegengestreckt.

Dieser habe den Gruß freundlich erwidert und zu Haider gemeint: "Herr Landeshauptmann, Sie sind doch der Vater der Partei. Passen Sie gut auf Ihre Parteifamilie auf, und gefährden Sie uns nicht durch die Ablehnung des Abfangjägerkaufs, und bitte auch keine Beleidigungen wertvoller Parteimitglieder mehr."

Haider habe daraufhin "verlegen" gelächelt und sei wortlos weitergegangen, heißt es in dem Fax weiter. Der Unbekannte habe zu Haider nicht laut, aber doch laut genug gesprochen, sodass man es an den drei bis vier Meter entfernten Tischen hören konnte. Er habe eine Sachverhaltsdarstellung umgehend an das Gericht geschickt, ließ der anonyme Zeuge darüber hinaus wissen.

In der Staatsanwaltschaft wusste man Mittwochnachmittag allerdings noch nichts davon. "Vielleicht hat er das ans Landesgericht geschickt. Es kann noch einen Tag dauern, bis das Schreiben bei uns eintrifft", sagte der Sprecher der Klagenfurter Saatsanwaltschaft, Horst Pleschiutschnig. Auch bei der Sicherheitsdirektion war bis Redaktionsschluss nicht viel mehr zu erfahren.

Sicherheitsdirektor Albert Slamanig konnte nach der Befragung des Zeugen Jörg Haider auch nicht mehr Licht ins Dunkel bringen. Haider habe ihm nichts anderes mitgeteilt als die Version, die er schon in seinem ORF-Interview dargelegt habe, versicherte Albert Slamanig im Gespräch mit dem STANDARD.

Auch über das ominöse Fax des Unbekannten könne er im Augenblick nichts Weiteres sagen. Die Nachricht sei zwar bei der Sicherheitsdirektion und dem Innenministerium eingelangt. Sie sei "derzeit aber nicht mehr als ein Stück Papier, das noch nicht offiziell bei der Staatsanwaltschaft aufgetaucht" sei. (stein/DER STANDARD, Printausgabe, 19.9.2002)