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Hans Blix ist immer zu hastig, sagen die Frontboten eines Irak-Feldzugs, die britischen und US-amerikanischen Regierungsvertreter. Auch jetzt, wo der 74-jährige Schwede endlich den Job antreten könnte, der ihm schon vor drei Jahren übertragen worden war, hat er sich wieder verplappert: Derzeit gäbe es keine Hinweise darauf, dass der Irak Massenvernichtungswaffen besitze oder gar zu entwickeln versuche, sagte der Chef der UN-Abrüstungsbehörde Unmovic, noch bevor einer seiner 300 Mitarbeiter einen Fuß auf irakischen Boden gesetzt hat. "Wenn ich sichere Beweise hätte, dann würde ich dies dem Sicherheitsrat berichten." Kein beruhigender Start für Washington. Die Amerikaner waren recht unglücklich, als im Winter 1999 die Wahl im UN-Sicherheitsrat auf Hans Blix als Leiter der neuen Irak-Abrüstungsbehörde fiel. Die damalige US-Regierung unter Präsident Bill Clinton hatte einen anderen Schweden vorgeschlagen - Rolf Ekeus, von 1991 bis 1997 Leiter der nach Spionagevorwürfen später aufgelösten Abrüstungsorganisation Unscom - und biss sich die Zähne am Widerstand von Russland, Frankreich und China aus. Der umgängliche Blix - seit 40 Jahren verheiratet und Vater zweier Söhne - war dann eben der Kompromisskandidat. Und am liebsten wäre den USA wohl auch gewesen, der Schwede und seine Unmovic wären in dem Schrank geblieben, in dem sie Bagdads jahrelange Weigerung, noch einmal Waffeninspektoren ins Land zu lassen, eingeschlossen hatte. Als einen "typischen schwedischen Herr Lagom" soll ein Stockholmer Diplomat dieser Tage seinen Kollegen Blix beschrieben haben. "Lagom" bedeutet: sich nicht festlegen, im Weder-noch umherschwimmen, nur nicht anecken. Was Blix' Freunde als diplomatisches Geschick des Völkerrechtlers und früheren schwedischen Außenministers loben, kritisieren Amerikaner und Briten. Seiner Nachlässigkeit sei es zuzuschreiben, dass Saddam Hussein Mitte der 90er-Jahre sein nukleares Waffenprogramm dem Blick der Inspektoren entziehen konnte: Hans Blix war als langjähriger Direktor der Wiener Atomenergieagentur (IAEO) von 1981 bis 1997 mitverantwortlich für die Waffenkontrollen im Irak. Der Zorn der Amerikaner richtete sich damals vor allem an einen anderen angeblichen "Mr. Sorglos": Maurizio Zifferero, einen italienischen Chemiker, der das IAEO-Team im Irak leitete, Pläne für Inspektionen in abgehörten Hotelzimmern ausplauderte oder auch hin und wieder seine Tasche mit geheimen Satellitenaufnahmen auf dem Zimmer vergaß. Blix, so lautete das Urteil der US-Regierung, habe seinen Untergebenen nicht nur nicht im Griff gehabt, sondern den "furchtsamen" Kurs der IAEO gegenüber Bagdad überhaupt erst vorgegeben.(Markus Bernath/DER STANDARD, Printausgabe, 19.9.2002)