Belgrad - Das UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen in Ex-Jugoslawien ermittelt gegen den serbischen Nationalistenführer Vojislav Seselj wegen möglicher Verwicklung in Kriegsverbrechen auf dem Gebiet Ex-Jugoslawiens, berichtet die Belgrader Tageszeitung "Danas" unter Berufung auf den Vizechefankläger des UNO-Tribunals, Graham Blewitt. Im UNO-Tribunal liefen auch Ermittlungen gegen den früheren jugoslawischen Generalstabschef Nebojsa Pavkovic, schreibt das Blatt. Dem Führer der Radikalen Partei Serbiens (SRS) wird in den Anklagen, die gegen den früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic im Vorjahr wegen Kriegsverbrechen in Bosnien-Herzegowina und Kroatien erhoben worden waren, angelastet, "serbische Freiwillige, die Verbrechen verübt haben, angeworben oder ihnen auf andere Weise wesentliche Hilfe und Unterstützung geleistet" zu haben. Ferner stehe fest, dass sich Seselj für die "Bildung Groß-Serbiens durch Gewalt oder mit anderen unzulässigen Mitteln eingesetzt" und auch "an der Kriegspropaganda und Verbreitung von zwischenethnischem Hass aktiv teilgenommen" habe. In den Anklagen gegen Milosevic werden insgesamt fünfzehn engste Mitarbeiter des Ex-Präsidenten erwähnt. Gegen einige von ihnen sind bereits Anklagen erhoben worden. Seselj, einer der serbischen Präsidentenkandidaten bei der Wahl am 29. September, hat die Informationen aus dem Tribunal bisher nicht kommentiert. Der Nationalistenführer hatte in den frühen neunziger Jahren als "Milosevics liebster Oppositionsführer" gegolten. Im Jahr 1998 war er dann zum Bündnispartner des damaligen jugoslawischen Präsidenten geworden.(APA)