Geschlechterpolitik
Hunderttausende Frauen werden jährlich verschleppt
EU-Konferenz zur Bekämpfung des Menschenhandels
Brüssel - Die EU-Staaten wollen gemeinsam gegen den
Menschenhandel vorgehen, dem jährlich mehrere hunderttausend
Menschen, vor allem Frauen und Kinder aus Osteuropa, Russland und den
Entwicklungsländern zum Opfer fallen. Mit der Vorbeugung und
Bekämpfung des Menschenhandels wird sich auch eine internationale
Konferenz unter Mitwirkung des Europäischen Parlaments befassen, die
am Mittwoch in Brüssel beginnt.Opferzahlen in Grauzone
Genaue Zahlen über die Einschleusung von Frauen und Kindern zum
Zweck der sexuellen Ausbeutung oder der Schwarzarbeit in die EU
konnten EU-Kommissionsexperten am Dienstag in Brüssel nicht liefern.
Da es sich um eine Grauzone handle, seien die Angaben schwer zu
erhalten und sehr unzuverlässig. Überdies würden sie von den
Mitgliedstaaten vertraulich behandelt und über die gemeinsame
Polizeistelle Europol ausgetauscht. Der Gewinn übertreffe aber
bereits den Milliardenumsatz aus dem illegalen Drogenhandel, betonte
ein Experte.
Für die EU ist der Kampf gegen den Menschenhandel relatives
"Neuland". Erst 1996 begann sie mit der Entwicklung einer gemeinsamen
Strategie. Im Juli einigte sich der EU-Ministerrat auf einen so
genannten Rahmenbeschluss, in dem eine gemeinsame Definition des
Menschenhandels und gemeinsame Schwellen für das Strafmaß in den
Mitgliedstaaten festgelegt wurden. Menschenhandel wird danach mit
mindestens acht Jahren Freiheitsentzug bestraft.
Befristerter Aufenthalt für Opfer
Beraten wird noch über einen Vorschlag der EU-Kommission zum
Schutz von Opfern des Menschenhandels. Er soll den Betroffenen den
befristeten Aufenthalt unter der Bedingung gestatten, dass sie bei
den Ermittlungen und Strafverfahren gegen ihre Ausbeuter mit den
Behörden zusammenarbeiten. Auch die osteuropäischen Länder sollen in
die Strategie einbezogen werden. Die Justizminister der 15 EU- und 12
Kandidatenländer haben sich bereits auf zwölf Maßnahmen geeinigt, zu
denen vor allem eine aktive, praktische Zusammenarbeit gehört. (APA)