Medien
Gegen Werbeverbote für Alkohol und Tabak
Deutsche Zeitungsverleger üben Kritik an kommerziellen Internet-Angeboten bei ARD und ZDF
Die deutschen Zeitungsverleger wehren sich
gegen die von der EU-Kommission geplanten Werbeverbote für Alkohol
und Tabak. Solche Verbote seien "gesundheitspolitisch wirkungslos",
betonte der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger
(BDZV), Helmut Heinen, am Montag zur Eröffnung des Zeitungskongresses
2002 in Hamburg.
Werbefreiheit
Die Zeitungsverleger widersetzten sich nicht einer seriösen
Diskussion über mögliche Gesundheitsschäden durch Tabak und Alkohol,
aber ein Werbeverbot sei unverhältnismäßig, sagte Heinen.
Werbefreiheit sei ein unverzichtbarer Teil von Presse- und
Meinungsfreiheit. Zudem rechneten Experten bei Werbeverboten allein
in Deutschland mit einem jährlichen Verlust von 4,6 Milliarden Euro, was 15
Prozent des gesamten Werbevolumens entspreche.
Internet als Zukunftsstrategie
Zur Zukunftsstrategie der Zeitungsverlage gehören laut Heinen
insbesondere die Aktivitäten im Internet. Mittlerweile seien die
Zeitungen mit über 400 Online-Angeboten im Netz. Die Nutzung der
Angebote habe sich im Vergleich zum vergangenen Jahr verdoppelt, und
vor allem um jugendliche Nutzer zu erreichen, werde das Internet
immer wichtiger, betonte Heinen. Eine aktuelle Studie belege
zugleich, dass den Zeitungen durch das Internet keine Leser verloren
gegangen seien. Immerhin griffen 77 Prozent aller Deutschen täglich
zur Zeitung. Allerdings habe das Internet bei den unter 30-Jährigen
die Tageszeitung in der Bedeutung überholt.
"Ungebremste Internet-Expansion"
Kritik übte der BDZV-Präsident an der "ungebremsten
Internet-Expansion" von ARD und ZDF. Das im Rundfunkstaatsvertrag
festgelegte Verbot von Sponsoring und Werbung reiche nicht aus.
E-Commerce, Kleinanzeigenmärkte, Erotikangebote oder Kooperationen
mit kommerziellen Anbietern hätten nichts auf den Internetseiten
öffentlich-rechtlicher Rundfunksender verloren, sagte Heinen. Er
forderte, die Ministerpräsidenten der Länder müssten hier "endlich
Grenzen klären" und "den Wildwuchs beschneiden".
Die deutschen Zeitungsverleger diskutieren auf ihrem Kongress in
Hamburg noch bis zum Dienstag über wirtschafts- und medienpolitische
Themen. (APA/dpa)