Kosovo
Exhumierung eines Massengrabs in Serbien begonnen
Auch Vertreter des UNO-Kriegsverbrechertribunals anwesend
Belgrad - In Sremska Mitrovica in der serbischen Provinz
Vojvodina unweit der Staatsgrenze zu Kroatien und Bosnien-Herzegowina
hat am Montag die Exhumierung eines Massengrabs begonnen. Bei den
Leichen dürfte es sich um Kriegsopfer handeln, die zwischen April
1992 und Jänner 1996 auf dem städtischen Friedhof begraben worden
waren. Nach Angaben der Belgrader Presseagentur FONET handelt es sich
vermutlich um 93 Leichen, die in den Kriegsjahren und kurz danach aus
dem Fluss Sawe geholt worden waren. Bei der Exhumierung waren sowohl Vertreter der bosnischen und
kroatischen Vermisstenkommissionen sowie des
UNO-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag anwesend. Nicht alle
unbekannte Personen, die in Sremska Mitrovica begraben wurden, seien
unbedingt Kriegsopfer, meldeten Belgrader Medien.
Der Chef der Vermisstenkommission der bosniakisch-kroatischen
Föderation in Bosnien-Herzegowina, Amor Masovic, erklärte gegenüber
FONET, dass unter den Leichen mindestens zehn Bosniaken seien.
Darunter seien zwei Mitglieder der Familie Sarajlic die 1993 in der
ostbosnischen Kleinstadt Bjelina ermordet wurden. Erst die
DNA-Analysen würden allerdings zeigen, ob es sich bei den Leichen um
die Bosniaken aus Bjeljina, Srebrenica und Zepa, oder Kroaten und
Serben handle, die im Laufe der "Oluja" (der kroatischen
Wiedereroberung der Krajina) ums Leben gekommen seien, sagte Masovic.
Ein erstes DNA-Labor war in Belgrad vergangene Woche errichtet
worden. Ähnliche Labors gibt es in Tuzla, Sarajewo, Banjaluka und
Zagreb. Nach Angaben der kroatischen Vermisstenkommission werden
sieben Jahre nach Kriegsende weiterhin 1.480 Personen gesucht. Es
wird vermutet, dass einige der Vermissten auch in Sremska Mitrovica
begraben sein dürften. Soweit bekannt ist, gibt es Gräber mit
vermuteten Kriegsopfern auch noch in der südserbischen Stadt Nis
sowie den Vojvodina-Ortschaften Begejci und Stajicevo. Die
Ausgrabungen stehen erst bevor. (APA)