Die France Telecom hat laut Bundeswirtschaftminister Werner Müller in einem "sehr belastbaren Vertrag" dem deutschen Telefonunternehmen MobilCom für den Ankauf der UMTS-Lizenz und den UMTS-Netzaufbau einen Betrag in der Größenordnung von 18 Milliarden Euro zugesagt. MobilCom sei ein im Kern gesundes Unternehmen, das jedoch bis zum Sommer 2003 eine Liquiditätshilfe von 170 Millionen Euro zur Restrukturierung brauche, sagte Müller am Montag. Für die Fortführung des UMTS-Ausbaus würden 200 Millionen Euro benötigt. Diesen Betrag erwarte man von France Telecom zurück. MobilCom sei am Wochenende illiquid gewesen.

Konzept

Am Dienstag soll dem Aufsichtsrat dann ein Konzept vorgelegt werden, das die Weiterführung des Unternehmens inklusive der UMTS-Aktivitäten zum Ziel habe. Der Vorstandsvorsitzende Thorsten Grenz hatte am vergangenen Freitag erklärt, ohne Hilfe könne MobilCom höchstens das Kerngeschäft (Mobilfunk ohne UMTS, Festnetz, Internet) fortführen und das auch nur, wenn ein kurzfristiger Liquiditätsengpass überbrückt werden könne.

Überarbeitung

MobilCom-Betriebsratschef Jörg Malter sagte, nachdem der Aufsichtsrat das Konzept genehmigt habe, müssten Vorstand und Arbeitnehmervertreter das Konzept gemeinsam überarbeiten. "Dann erst wissen wir, wie es genau weiter geht. Einen Personalabbau wird es aber auf jeden Fall geben", sagte er. Über die Zahl der Kündigungen konnte er keine Angaben machen.

Keine Entlassungen erwartet

Die deutsche IG Metall erwartet keinen personellen Kahlschlag bei dem Büdelsdorfer Mobilfunkunternehmen. "Allen Beteiligten ist klar, dass es ohne Entlassungen nicht gehen wird, aber zurzeit gehe ich nicht von Massenentlassungen aus", sagte der Rendsburger IG-Metall-Chef Kai Petersen. Jetzt komme es vor allem darauf an, eine neue Strategie umzusetzen, ohne die UMTS-Pläne aufzugeben. "Ohne UMTS hätte MobilCom keine Chance mehr", betonte Petersen. Bei den MobilCom-Mitarbeitern herrsche derzeit ein Gefühl der Erleichterung, auch wenn derzeit niemand wisse, wie die konkrete Zukunft aussehen werde.

Nationalistisches Gebaren

Unter dem Beifall zahlreicher Kollegen, holten unterdessen Mitarbeiter der MobilCom die französische und englische Flagge vor dem Büdelsdorfer Firmensitz ein und setzten dafür zusätzliche MobilCom-Banner. "Den Mitarbeitern ist ein Stein vom Herzen gefallen", sagte MobilCom-Sprecher Thorsten Kollande. Am Vormittag hatte die Geschäftsleitung die Mitarbeiter auf einer Belegschaftsversammlung über die aktuelle Entwicklung unterrichtet. (APA)