Schweden
Göran Persson: Nach Zitterwahlkampf Phönix aus der Asche
Sozialdemokrat ist seit 1996 Ministerpräsident von Schweden
Stockholm/Wien - Nach dem Bangen im Wahlkampf, als sich ein
äußerst knappes Resultat zwischen ihm und den vier bürgerlichen
Parteien ankündigte, dürfte Göran Persson nun endlich wieder lachen
können. Der Sozialdemokrat konnte sich in den
vergangenen Jahren zu einer Art Landesvater mausern, der erfolgreich
die Staatsfinanzen sanierte und als Garant für Sicherheit und
Wohlstand auftrat, was ihm auch die Unterstützung von Teilen der
Wirtschaft sicherte. Persson übernahm 1996 das Ministerpräsidentenamt und den
Parteivorsitz von seinem Vorgänger Ingvar Carlsson.
Regierungserfahrung sammelte er schon von 1989 bis 1991 als
Bildungsminister und nach der Rückkehr der Sozialdemokraten an die
Macht 1994, als er dem Land als Finanzminister einen strikten
Sparkurs verordnete. "Es kann niemals ein Ziel sozialdemokratischer
Politik sein, den öffentlichen Finanzsektor in Schulden zu stürzen",
sagte Persson zu Jahresbeginn bei einem Vortrag in Wien.
Konsolidierungskurs
Als Regierungschef setzte er seit 1996 den Konsolidierungskurs
fort, senkte erfolgreich die Arbeitslosigkeit und bescherte Schweden
in den vergangenen Jahren einen Budgetüberschuss. Unterstützt wurde
seine Minderheitsregierung bisher von der Linkspartei und den Grünen.
1998 fuhr er das schlechteste Ergebnis der schwedischen
Sozialdemokraten seit 1921 ein. Diese Scharte hat er nun ausgewetzt.
Seinen größten internationalen Auftritt hatte Persson während des
schwedischen EU-Vorsitzes 2001. Während dem Regierungschef für die
solide Arbeit auf europäischem Parkett Rosen gestreut wurden, folgte
die Tragödie beim Gipfel von Göteborg. Der Gastgeber wollte
skandinavische Toleranz für die Globalisierungsgegner zeigen und
erntete die blutigsten Krawalle, die das Land je gesehen hatte. In
Göteborg setzte sich Persson erfolgreich dafür ein, den EU-Kandidaten
das Zieldatum 2004 für die ersten Beitritte in Aussicht zu stellen.
Pro-EU
Persson gilt als Befürworter eines schwedischen Euro-Beitritts.
Unter seiner Führung vollzog Schweden auch eine stillschweigende
Abkehr vom strikten Neutralitäts-Konzept. Betont wird fortan nur mehr
die "Bündnisfreiheit". Einen NATO-Beitritt lehnt Persson jedoch ab.
Als Gastgeber einer internationalen Holocaust-Konferenz forcierte
Persson eine Aufarbeitung der früheren Zusammenarbeit Schwedens mit
dem NS-Regime, während rechtsextreme Vorfälle seit Ende der
90er-Jahre zunahmen.
Persson wurde am 20. Jänner 1949 im südschwedischen Vingaker
geboren. Den Sohn eines Bauarbeiters zog es früh in die Politik.
Bereits im Alter von 15 Jahren engagierte er sich in der
sozialdemokratischen Jugendorganisation. Nach der Matura nahm er
mehrere sozialwissenschaftliche Studien auf, schloss jedoch keines
ab. Lange Jahre war er Bürgermeister der südschwedischen Stadt
Katrinenholm. 1979 wurde er erstmals in den Reichstag gewählt.
Persson ist verheiratet mit Annika Persson. Er hat zwei Töchter aus
einer früheren Ehe.
In öffentlichen Auftritten gibt sich der 53-Jährige meist
vorsichtig: Gegen das Volk, so lautet sein Credo, will er nicht
regieren. Die Wahlen, so zeigte er vor den Wahlen in einem
CNN-Interview überzeugt, würden von dem gewonnen, der Schwedens
Interessen in einer globalisierten Welt am besten zu wahren verstehe. (APA)