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Seifenblasen gegen Riot Gear: Demonstrantin in Salzburg

Foto: APA/Techt
Salzburg - Es mag am nasskalten Wetter gelegen sein, oder daran, dass im Vergleich zum Vorjahr aus der globalisierungskritischen Bewegung etwas die Luft draußen ist, oder an beidem: Aus den von den Organisatoren erwarteten "bis zu 20.000 Teilnehmern" wurde nichts. Am Sonntag demonstrierten etwas mehr als 3000 Menschen gegen den Europagipfel des Weltwirtschaftsforums (WEF). Für die an Demonstrationen nicht besonders gewohnte Stadt Salzburg war das aber dann doch wieder eine stattliche Zahl. Es waren an diesem Wochenende in etwa gleich viele Manifestanten auf der Straße wie Exekutivbeamte. Zum Schutz des bis Dienstag anberaumten WEF-Europagipfels wurde ein Großaufgebot an die Salzach abkommandiert. Die von Veranstaltern und Bundespolizeidirektion gemeinsam erarbeitete Deeskalationsstrategie funktionierte bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe. Beim WEF-Gipfel im Juli 2001 wurde ja kein Demonstrationsmarsch genehmigt. Der dann doch durchgeführte illegale Protestmarsch endete in der Einkesselung von knapp eintausend Menschen durch die Wiener Alarmabteilung Wega. Abgesehen von kleineren verbalen Protesten gegen zu nahe an den Demozug aufgerückte Beamte kam es heuer bis Sonntagabend zu keinen Gewalttätigkeiten, bis dahin auch zu keinen Festnahmen. Die Wiener Wega blieb meistens in der zweiten Reihe. Ruhig verlief auch eine "MigrantInnendemonstration", die bereits am Samstag von zahlreichen Ausländerkomitees in Salzburg abgehalten wurde. Laut Polizeiangaben nahmen an der Manifestation etwa eintausend Menschen teil. Mit der Kundgebung wurde unter dem Motto "Kein Mensch ist illegal" gegen die Verschärfung der Ausländergesetze protestiert. Inhaltlich geriet der Demonstrationszug vom Bahnhof in den Volksgarten auch zur Abrechnung mit der gescheiterten schwarz-blauen Koalitionsregierung. "Das ist auch eine Freudenkundgebung, dass wir die Regierung losgeworden sind", betonte Donnerstagsdemonstrant Kurt O. Wendt vom Wiener Aktionskomitee "Gegen Schwarz-Blau" in seinen Grußworten. Ein besonderer Erfolg wurde das im Volksgarten errichtete "Global Village". Bereits am Samstag feierten etwa 2000 junge Menschen im Volksgarten eine Open-Air-Riesen-Party. SP-Bürgermeister Heinz Schaden, der den Volksgarten erst gegen den politischen Widerstand der Salzburger Freiheitlichen für das "globale Dorf" zur Verfügung stellen konnte, wurde kurz bei dem Fest gesehen. Einziger Wermutstropfen aus Sicht der Veranstalter: Bis Sonntagnachmittag war es nicht möglich gewesen, die zum Energiekonzern Salzburg AG gehörenden Salzburger Stadtwerke zur Bereitstellung von Bussen zu bewegen, welche Hunderte aus Ostösterreich angereiste Kundgebungsteilnehmer zurück zum Bahnhof gebracht hätten. "Wir haben nur als Antwort bekommen, doch die Linienbusse zu benutzen", berichteten die Organisatoren. (Gerhard Dorfi/Thomas Neuhold/Stefan Tschandl/DER STANDARD, Printausgabe, 16.9.2002)