VP-Spitzenkandidat setzt sich ab - 58 Prozent wollen ihn als Regierungschef - aber lieber nicht mit FPÖ-Hilfe
Redaktion
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Linz
- "Es scheint ja so zu sein, dass diese Wahl eine Richtungsentscheidung
wird, dass es also auf einen Zweikampf um die Kanzlerschaft zwischen Wolfgang Schüssel
und Alfred Gusenbauer hinausläuft. Wenn es darum geht, dass einer von diesen beiden
Chef der nächsten Regierung werden soll, wen sehen Sie da als besser für die Zukunft
Österreichs, Wolfgang Schüssel oder Alfred Gusenbauer?" Diese Frage ließ der STANDARD
letzte Woche 400 Österreichern vorlegen - und das Ergebnis ist eindeutig: 55 Prozent
sind für Schüssel, 30 Prozent für Gusenbauer. Bei der Detailauswertung dieser market-Umfrage
fällt auf, dass die ÖVP-Wählerschaft geschlossener hinter ihrem Kanzler als die SPÖ-Anhänger
hinter ihrem Kandidaten stehen.
Auch wenn die Kandidaten anderer Parteien in die Fragestellung einbezogen werden,
hat Schüssel einen deutlichen Vorsprung - dann würde sich allerdings Alexander Van
der Bellen zwischen die beiden schieben. Dies ist allerdings nicht so aussagekräftig,
weil zum Zeitpunkt der Umfrage nicht absehbar war, dass die FPÖ Herbert Haupt nominieren
würde; ein direkter Vergleich der gerade aktuellen Kandidaten hat daher nicht stattfinden
können.
Wie sehr die Situation im Fluss ist, geht auch aus einer Aussage von Erich Neuwirth,
Statistikprofessor an der Uni Wien hervor: Aufgrund der Stichprobengröße von 400 Befragten
erscheint es ihm nicht einmal sicher, ob die von market ausgewiesenen Hochrechnungsdaten
für die Aussage ausreichen, dass die SPÖ vor der ÖVP und die FPÖ vor den Grünen liegt.
market-Studienleiter David Pfarrhofer hält dem allerdings die Zeitreihe der
Messungen (market erhebt die Daten mindestens einmal wöchentlich bei 400 repräsentativ
ausgewählten Österreichern) entgegen.
Und: market erhebt für den STANDARD auch mögliche Wahlmotive. Demnach geben
die Österreicher als wünschenswerte Folge der Wahl folgende Punkte an:
"Dass die ÖVP so stark wird, dass Wolfgang Schüssel Kanzler bleiben kann"
- das sagen 58 Prozent, 37 Prozent wäre das weniger recht.
Andererseits wünschen sich auch 50 Prozent, "dass sich eine Koalition zwischen
ÖVP und FPÖ nicht ausgeht" - 42 Prozent wäre das weniger recht. Auffallend ist, dass
Jungwähler die schwarz-blaue Option eher offen lassen wollen. Es zeigt sich aber überraschend,
dass schwarz-blau selbst bei deklarierten ÖVP-Wählern nur eine schwach abgesicherte
Mehrheit hat.
"Dass die SPÖ so stark wird, dass Alfred Gusenbauer den Kanzleranspruch stellen
kann", wünschen 40 Prozent, 54 Prozent sind ausdrücklich dagegen.
50 Prozent wünschen sich, "dass die Grünen so stark werden, dass sie in die
Regierung kommen können" (45 Prozent wollen dieses Wahlergebnis lieber nicht) - genauso
geht die Kontrollfrage aus, ob sich eine Koalition zwischen SPÖ und Grünen ausgehen
soll: Dafür sind 50 Prozent, dagegen 43.
Eine mögliche Wahlfolge hat sich in früheren Umfragen immer als verlässlicher
Indikator des tatsächlichen Wählerpotentials der FPÖ gezeigt - "dass die FPÖ so stark
wird, dass sie zur meistbeachteten Partei dieser Wahl wird". Das wollen derzeit nur
13 Prozent, was etwa dem jüngsten Hochrechnungsergebnis entspricht, das die FPÖ bei
14 Prozent sieht. (Conrad Seidl/DER STANDARD, Printausgabe, 16.9.2002)
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