Es sind schon größere Denkmäler ins offene Schuldenloch gestürzt als Mobilcom-Chef Gerhard Schmid: Ron Sommer von der Deutschen Telekom zum Beispiel oder Michel Bon von der France Télécom. Mit dem Gründer und Miteigentümer des deutschen Festnetz- und UMTS-Netzbetreibers Mobilcom hat es fünf Jahre nach der totalen Öffnung des Telekommarktes in Europa allerdings einen trickreichen David getroffen, einen von jenen, die nicht klein beigeben wollten im Kampf gegen die staatlichen Goliaths in Gestalt von Sommer oder Bon.Schuld an der Pleite, mit der über Monate eine aufsehenerregende Schlammschlacht in den Medien einherging, ist neben dem zusammengebrochenen Telekommarkt mit extrem zurückgeschraubten Investments auch Unvermögen - und Selbstüberschätzung. Denn Schmid glaubte mit den Franzosen nicht nur einen finanzstarken Partner und strategischen Widersacher (gegen die Deutsche Telekom) ins Boot geholt, sondern persönlich auch den Jackpot gewonnen zu haben. Allein für 28,3 Prozent sollten 3,7 Milliarden Euro von Paris nach Büdelsdorf fließen, weitere in das multimediale UMTS-Handynetz. Gerade diese neue Technologie aber brachte den Telefonminuten-Wiederverkäufer in die Bredouille, wie die halbstaatlichen Riesen auch: Sie ächzen unter Schuldenlast und Zinsendienst, weil die Bosse ihre kaufmännische Vorsicht über Bord geworfen und Milliarden für Funklizenzen geblecht hatten. Bezahlen müssen nun Kunden und Aktionäre. Dass bei der Mobilcom dieser Tage der Telefonhörer quasi für immer aufgelegt wird, ist bitter für Mitarbeiter und Aktionäre. Den euphorischen Hütern des Wettbewerbs sei es jedoch auch ein Mahnmal: Vielleicht stimmt im liberalisierten Europa etwas nicht, wenn nur die Exmonopolisten überleben. (DER STANDARD, Printausgabe 14.9.2002)