Wien - "Die Ergebnisse des Gipfels sind nicht so schlecht, wie sie öffentlich diskutiert werden", sagte Werner Wutscher vom Umweltministerium, stellvertretender Leiter der österreichischen Delegation beim Johannesburger Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung (WSSD), am Freitag bei einem Presse-Briefing in der Wiener UNO-City. Nie zuvor sei die Zivilgesellschaft so stark beteiligt gewesen, resümierte er. Gerald Dick, Chef der Umweltschutzabteilung des World Wide Fund for Nature (WWF), der als Vertreter des Öko-Büros an dem Gipfel teilnahm, hielt dem entgegen, dass die Situation nicht gerade ermutigend sei."Holistisch" Bei dem Pressegespräch unter dem Titel "Wohin gehen wir nach dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung?" lobte Wutscher vor allem die "holistische Herangehensweise" des Gipfels, der zwischen den Sektoren Wasser, Landwirtschaft, Energie, Artenvielfalt und anderen Bereichen eine Verbindung hergestellt habe. Weiters strich Wutscher die Beteiligung der Zivilgesellschaft - vertreten durch Nicht-Regierungsorganisationen und Wirtschaftsleute - hervor. Besonders positiv bewertete der Chefverhandler die Kooperation der Finanzinstitutionen: Nun seien viele Projekte finanziell gedeckt und müssten nur mehr durchgeführt werden. Was den Bereich erneuerbare Energien betrifft, räumte Wutscher ein, dass dieses Kapitel "nicht so erfolgreich" abgeschlossen sei. Allerdings ortete er ein "gemeinsames Verständnis" für die Wichtigkeit der erneuerbaren Energie. Anderer Meinung Nicht so Gerald Dick: Die Staatschefs hätten sich bei ihren Reden im Plenum zwar zur erneuerbaren Energie bekannt, auf Ebene der Beamten in den Verhandlungsräumen sei nicht viel davon übrig geblieben. Das Ziel, die Absichtserklärungen des UNO-Gipfels von Rio 1992 in Johannesburg in Taten umzusetzen, sei enttäuschenderweise verfehlt worden. Stattdessen würde lediglich der Status quo erhalten. "Der Aktionsplan des Johannesburger Gipfels enthält weder konkrete Zielsetzungen noch irgendeinen Zeitplan zur Steigerung des Anteils der erneuerbaren Energie. Über die massiven Subventionen an die Erdöl- und Erdgasindustrie sagt der Plan nichts", so Dick. Kritik übte der WWF-Vertreter auch am Ergebnis, das im Bereich Artenvielfalt erzielt wurde. Der Aktionsplan gebe nur Beschlüsse der diesjährigen Konferenz der Konvention über Biodiversität (CBD) wieder. Demnach soll das Arten-Aussterben bis 2010 nahezu zum Stillstand gebracht werden. Wie dieses Ziel erreicht werden solle, hätte auch der Gipfel in Johannesburg offen gelassen, kritisierte Dick. Vorerst kein weiterer Gipfel? Dick und Wutscher waren sich einig, dass es auf mittlere Sicht nicht wieder zu einem Weltgipfel kommen wird. Jetzt müssten die Beschlüsse auf nationaler und regionaler Ebene umgesetzt werden. (APA)