Wien - Kritik an dem Projekt der Eurocontrol, eine Zentrale
für alle Flugbewegungen im oberen Luftraum zu schaffen, übten
Vertreter und Gewerkschaften der Fluglotsen aus Österreich und
weiteren sieben Ländern. Sie wollen in den Planungsprozess
miteinbezogen werden, erklärten sie am Freitag, auf einer
Pressekonferenz in Wien.
Manglende Motivation sei Sicherheitsproblem
Mangelnde Motivation könne zu
Sicherheitsproblemen führen, warnte Alfred Vlasek, der Präsident des
Österreichischen Fluglotsenverbandes. Eine erste "zögernde" (Vlasek)
Annäherung habe es mittlerweile gegeben.
Zenrtrale Überwachung von Eurocontrol ab 2007 geplant
Nach einer Übergangsphase, die 2007 beginnt, soll ab 2010 der
obere Luftraum über 29.000 Fuß oder rund 10.000 Meter für acht
mitteleuropäische Länder zentral von Eurocontrol überwacht werden.
Dazu wird eine neue Zentrale in Fischamend bei Schwechat errichtet.
Die Flugbewegungen unter dieser Grenze werden weiterhin von den
nationalen Organisationen - in Österreich von der Austro Control -
gemanagt. Weiters beteiligt sind Tschechien, die Slowakei, Ungarn,
Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina sowie Norditalien.
Personalmangel
Björn Neher, Präsident der europäischen Fluglotsenvereinigung,
warnte davor, die Gewerkschaften bei derart tief greifenden
Änderungen nicht miteinzubeziehen. Ein krasser Personalmangel habe in
Großbritannien dazu geführt, dass Verspätungen an der Tagesordnung
sind. 1.600 bis 2.200 Fluglotsen fehlen laut Schätzungen in Europa.
Der Vorsitzende der Fachgruppe "FlugsicherungsBetrieb" der
Gewerkschaft, der Österreicher Haris Usanovic, kritisierte die
"komplette Ignoranz" der zuständigen Behörden und Verkehrsminister.
Auf ein Schreiben vom Mai, in dem die Möglichkeit zur aktiven
Teilnahme an den Planungen gefordert wurde, habe es fast keine
Antworten gegeben. Erst am Donnerstag, sei vom
Eurocontrol-Direktor eine Zusage gekommen, doch mitarbeiten zu
können.
Kosten-Nutzen-Rechnung
93 Prozent der österreichischen Fluglotsen sind laut Vlasek nicht
über die geplanten Änderungen informiert, die in den acht Ländern
insgesamt 800 Angestellte betreffen. Für die neue Zentrale sollte das
Personal aus den Reihen der erfahrenen Lotsen kommen, forderte er.
Mitarbeiter, die bei den nationalen Gesellschaften verbleiben, dürfen
keine sozialen Einbußen erleiden, so Vlasek.
"Sicherheit kann nicht bewertet werden", betonte Vlasek. Die
Experten sehen eine große Gefahr, wenn die Leistungen der Fluglotsen
einer Kosten-Nutzen-Rechnung unterzogen werden. Dies führe zu
Unsicherheit am Arbeitsplatz und zu einer schlechteren Leistung.
Derzeit bestehe für den österreichischen Luftraum aber keine Gefahr.
Die Belastung wird aber immer größer. Laut Usanovic ist der
Flugverkehr seit 1980 um 400 Prozent gestiegen, die Zahl der
Mitarbeiter bei der Austro Control sei aber gleich geblieben. (APA)