Hamburg - Von Boomzeiten träumen MobilCom-Aktionäre heute noch: Anfang 2000 schoss das Papier des 1991 gegründeten deutschen Mobilfunk-Unternehmens auf rund 200 Euro nach oben. Zuletzt fiel die Aktie auf unter zwei Euro - praktisch ein Totalverlust in nur zwei Jahren. Der befürchtete Ausstieg von France Telecom könnte das Papier endgültig zum Penny Stock machen und das Unternehmen in die Pleite schicken.
  • Dabei war MobilCom vor elf Jahren Erfolg versprechend gestartet: Mit einer wachsenden Zahl von Mobilfunk-Kunden, einer Billigvorwahl für das Festnetz und preisgünstigen Internet-Angeboten lotete Gründer Gerhard Schmid konsequent die Möglichkeiten des seit 1998 bestehenden Wettbewerbs auf dem Telekommunikationsmarkt aus.

  • Mit der beginnenden Branchenkrise war dann die Luft plötzlich raus. Der Abstieg der MobilCom-Aktie begann. Dass sich das kleine Unternehmen aus dem beschaulichen Büdelsdorf in Schleswig-Holstein dann auch noch in das Abenteuer UMTS stürzte, machte die Lage nicht besser. Im Sommer 2000 ersteigerte MobilCom eine der Lizenzen für den Mobilfunk der Zukunft und musste dafür rund 8,5 Mrd. Euro auf den Tisch blättern - über direkte Kredite und Bankbürgschaften weitgehend vom Großeigener France Telecom finanziert.

  • Über die Finanzierung des Aufbaus der gleichfalls milliardenteuren UMTS-Netze kam es zwischen den Franzosen und dem norddeutschen Unternehmen dann zum Eklat. Das schickte den MobilCom-Kurs weiter in den Keller und katapultierte den in Paris ungeliebten Schmid im Juni aus dem Chefsessel. Heute sitzt MobilCom auf einem Schuldenberg von mehr als 6 Mrd. Euro - und hängt damit auf Gedeih und Verderb am Tropf von France Telecom. Doch auch der Pariser Konzern ist angeschlagen und will seine Verpflichtungen in Deutschland auf ein Minimum reduzieren.

  • Um den Platz der Nummer fünf auf dem Mobilfunkmarkt lieferte sich MobilCom zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit 02 - der ehemaligen Viag Interkom. Doch im Fall eines France-Telecom-Ausstiegs wäre nicht nur der Kampf um Marktanteile zu Ende, auch die UMTS-Träume wären ausgeträumt. Die nach Firmenangaben rund 14 Millionen Kunden - davon gut 3,2 Millionen Handynutzer mit festen Verträgen - müssten sich einen neuen Anbieter suchen. (APA)