Brasilien
Drogenmafia hält Rio in Atem
Sechs Tote bei Gefängnis-Revolte - Anhänger ermordeter Drogenbosse ordnen Zwangsschließungen von Geschäften an ...
Rio de Janeiro - Die Drogenmafia hat die brasilianische
Metropole Rio de Janeiro am Mittwoch mit einer Gefängnisrevolte mit
mindestens sechs Toten sowie die Bedrohung von Tausenden von
Ladenbesitzern und Schulleitern in ein Chaos gestürzt. Auslöser der
Unruhen in der Hochsicherheitsanstalt "Bangu 1" waren nach
Medienberichten Machtkämpfe zwischen rivalisierenden Drogenbanden.
Dabei seien unter anderem zwei ranghohe Drogenbosse sowie vier
weitere Insassen getötet worden. Vier Männer des Wachpersonals und
vier Bauarbeiter würden als Geiseln genommen, hieß es. Die Polizei umstellte mit mehr als 100 Beamten die Anstalt im
Norden der Zuckerhutmetropole. Sie schloss eine Erstürmung nicht aus.
Ein erst in der vergangenen Woche in Betrieb genommenes Polizei-
Luftschiff beobachtete die Anstalt aus der Luft. Ein Polizeisprecher
konnte die Zahl der Todesopfer nicht bestätigen. Er sagte aber, die
Aufständischen seien im Besitz von mindestens sechs Schusswaffen,
vier Handgranaten sowie einer Bombe. Die Forderungen der
Revoltenführer nach einem Versetzungsstopp und einer Lockerung der
Besucher-Kontrollen seien zurückgewiesen worden.
Ermordeten Drogenbosse
Angehörige der Banden der im Gefängnis ermordeten Drogenbosse, der
in Rio bekannten Ue und Celsinho da Vila, ordneten unterdessen zum
Zeichen der "Trauer" in zahlreichen Stadtvierteln im Norden und
Westen Rios die Zwangsschließung von Hunderten von Geschäften und
Schulen an. Die ermordeten Männer gehörten der Bande "Amigos dos
Amigos" (Freunde der Freunde) an. Sie kontrollierten laut Polizei vom
Gefängnis aus den Drogenhandel in mindestens 35 Slumvierteln.
Die am Nachmittag (Ortszeit) bereits neun Stunden dauernde Revolte
wird nach Angaben von Häftlingen, die per Handy von Rundfunksendern
interviewt wurden, vom bekannten Drogenboss Fernandinho Beira Mar
angeführt. Beira Mar, der als Haupt-Boss des Drogenhandels in Rio
gilt, war im vergangenen Jahr in Kolumbien dingfest gemacht worden.
Dem 32-Jährigen werden enge Verbindungen zur kolumbianischen
Drogenmafia und zur Guerilla des Nachbarlandes nachgesagt. Er wird
beschuldigt, vom Gefängnis aus den Drogenhandel weiter anzuführen
sowie Gemetzel unter Rivalen angeordnet zu haben. (APA/dpa)