Wien - Die österreichischen Geldinstitute haben auf die Hochwasserkatastrophe, die vor allem Ostösterreich betraf, rasch reagiert und zahlreiche Kreditaktionen für Privat- und Firmenkunden vorbereitet. Dass sie dabei individuell vorgingen und auf Konditionenabsprachen verzichteten, mag ihnen einen Gutpunkt bei der EU-Wettbewerbskommission in Brüssel einbringen, geschäftsbelebend gewirkt hat es bisher jedenfalls nicht. Wie Gerold Seidl von der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien dem S TANDARD mitteilte, sei das Interesse an begünstigten Krediten in den Hochwassergebieten zwar generell groß, konkrete Abschlüsse aber noch nicht sehr zahlreich. Diese relativ wenigen beträfen vor allem Gewerbebetriebe, die auf rasches Geld angewiesen seien. Privatpersonen warteten vielfach noch ab, weil das Ausmaß der Schäden noch nicht feststehe. Ähnliche Erfahrungen machte auch die Bank Austria. "Wir erwarten eine große Nachfrage, haben sie aber momentan noch nicht", formulierte Christian Kontny von der Presseabteilung des Instituts. Privatkunden seien vielfach noch mit den Aufräumarbeiten beschäftigt und würden sich erst in der Folge mit den Renovierungskosten auseinander setzen. Auch Firmenkunden seien noch dabei, den Finanzbedarf zu ermitteln, da die endgültige Zuteilung der Mittel aus dem Katastrophenfonds noch nicht erfolgt sei. Auch seien einzelne Gebührenbefreiungen noch offen. "Bankengipfel" bisher ohne Fortsetzung Der Generaldirektor der Raiffeisen Zentralbank (RZB) und Spartenobmann der Finanzinstitute in der Wirtschaftskammer Österreich, Walter Rothensteiner, bestätigte, dass der vor zwei Wochen ergebnislos abgebrochene "Bankengipfel" zur Einbeziehung der Geldinstitute bei der Bewältigung der Hochwasserschäden bisher keine Fortsetzung gefunden habe. Deshalb stehe auch noch eine Entscheidung des Finanzministers über den in Aussicht gestellten Wegfall der Kreditgebühr (0,8 Prozent der Kreditsumme) bei Darlehen an Hochwasseropfer aus. Die Notwendigkeit für einen Katastrophenpool, wie ihn die Versicherungswirtschaft überlege, sieht Rothensteiner für die Geldinstitute nicht. Sollten einige kleinere Institute, etwa im Bereich der Spar- und Raiffeisenkassen, Probleme bekommen, würden diese sektorintern gelöst werden. Zurzeit sieht er jeden- falls keine akut gefährdete Bank. (Günter Baburek, DER STANDARD, Printausgabe 12.9.2002)