Etat
Mediasat will bei ProSieben.Sat1 einsteigen
Mailänder Mediengesellschaft setzt auf Stoiber für TV-Expansion
Zehn Jahre nach dem gescheiterten Einstieg im
französischen Fernsehgeschäft will die Mailänder Medienholding
Mediaset unter Kontrolle des italienischen Ministerpräsidenten Silvio
Berlusconi eine neue Expansionskampagne in Europa starten. Nach
Angaben italienischer Medien hegt Mediaset den Plan, die Mehrheit am
TV-Sender ProSieben.Sat1 zu übernehmen. Als entscheidend für die
Internationalisierungskampagne der lombardischen Gesellschaft könnte
sich das Ergebnis der Parlamentswahlen in Deutschland am 22.
September erweisen.
Politische Sympathie
Berlusconi hofft nicht nur aus politischer Sympathie auf einen
Wahlsieg des CDU-Kandidaten Edmund Stoiber bei den Parlamentswahlen.
Stoibers Sieg könnte seinem Medienkonzern Mediaset die Offensive zur
Übernahme des TV-Konzerns ProSieben.Sat.1 erleichtern, schreiben
italienischen Medien. Berlusconis Partei Forza Italia hat beste
Beziehungen zur CDU, da beide Gruppierungen Mitglieder der
Europäischen Volkspartei sind. Mit Stoibers Hilfe könnte Berlusconi
die politischen Bedenken zum Schweigen bringen, die einer
Mediaset-Expansion in Deutschland im Weg stehen könnten.
Noch kein offizielles Angebot
Mediaset hat zwar noch kein offizielles Angebot für ProSieben.Sat1
eingereicht. Die Mailänder Mediengesellschaft hat jedoch enge
Verbindungen zu einem der Interessenten, dem saudiarabischen
Finanzier Al Walid, der eine Allianz mit der US-Bank Lehman Brothers
abgeschlossen hat, um am Bieterverfahren um KirchMedia teilzunehmen.
Ein Einstieg bei ProSieben.Sat1 über Al Walid sei nicht
auszuschließen, berichten italienische Medien. Am Bieterverfahren um
KirchMedia beteiligen sich auch die französische Gruppe TF1 mit dem
US-Milliardär Haim Saban. Ein drittes Konsortium bilden die
Commerzbank und die US-Filmstudios Columbia Tristar sowie eine
Allianz aus der Rewe-Gruppe.
Bereits 4,76-prozentige Beteiligung an der Kirch-Gruppe
Die 52,5-prozentige Beteiligung an ProSieben.Sat1, die verkauft
werden muss, wird an die 800 Millionen Euro geschätzt. Berlusconi hält
über Mediaset bereits eine 4,76-prozentige Beteiligung an der
Kirch-Gruppe. Laut Mediaset-Präsidenten Fedele Confalonieri müsse
Mediaset in Europa expandieren, um der Krise auf dem europäischen
Werbemarkt Stand zu halten. Mediaset ist bereits in Spanien mit dem
Sender Telecinco präsent.
Die Aussicht eines Einstiegs der Mediaset bei der deutschen
Kirch-Gruppe hatte im Frühjahr in ganz Europa Entrüstung ausgelöst.
Berlusconi, der in Italien drei TV-Kanäle kontrolliert und
regierungsfreundliche Manager an die Spitze des Staatsfernsehens RAI
gesetzt hat, wurde beschuldigt, auch die Berichterstattung in
Resteuropa beeinflussen zu wollen. (APA)